Das größte Flüchtlingslager der Welt

kenia.gifDadaab liegt im Osten Kenias und beherbergt über 300.000 Flüchtlinge, die fast alle aus dem benachbarten Somalia stammen, wo seit Jahrzehnten ein erbitterter Bürgerkrieg tobt. Der Flüchtlingslagerkomplex ist kontinuierlich am wachsen und besteht seit mittlerweile fast 20 Jahren. Die Verantwortlichen der kenianischen Regierung und der Vereinten Nationen haben aufgrund der Größe und Dauerhaftigkeit der Stadt mit etlichen Problemen zu kämpfen.

Als Abdullahi Salat als junges Kind 1991 aus Somalia nach Kenia floh, kam er in das Flüchtlingslager Dadaab. Damals gab es dort nur einige Zelte, die in der trockenen Savanne etwas verloren aussahen. Eine Mitarbeiterin der Vereinten Nationen hieß ihn willkommen, wies ihm ein Zelt zu und drückte ihm einige Samen in die Hand und sagte: „Pflanze sie, es ist heiß hier.“

Aus den Samen sind mittlerweile große Bäume gewachsen, die angenehmen Schatten spenden und die wenigen Zelte im Osten Kenias sind zu einer riesigen Stadt mit über 300.000 Einwohnern angewachsen. Abdullahi Salat lebt noch immer hier, da der Krieg und die Leiden in seiner Heimat Somalia kein Ende zu nehmen scheinen. Der Flüchtlingslagerkomplex Dadaab zählt mittlerweile zu den größten Städten in Kenia, nur dass hier fast ausschließlich Somalier leben, die aus ihrer Heimat fliehen mussten.

Ein weiterer Unterschied zu einer normalen Stadt ist, dass es in Dadaab kaum eine grundlegende Infrastruktur gibt. Die Zeltstadt ist nicht an die kenianische Wasserversorgung angeschlossen, sondern gewinnt sein Wasser aus einigen umliegenden Bohrlöchern. Außerdem können die meisten Bewohner nicht in Kenia reisen, da sie keine Genehmigung dazu haben, und sitzen deswegen in dem Flüchtlingslager fest. Nächstes Jahr feiert Dadaab seinen 20. Geburtstag. Ob es jedoch soviel zu feiern gibt, ist fraglich.

Zwar gibt es in der Stadt jede Menge Gemüsehändler und auch Hotels sowie Kinos. Es herrscht jedoch ein kritischer Notstand an Schulen, Krankenhäusern, Gesundheitszentren und Wasserstellen. Außerdem kommen immer wieder somalische Milizen wie zum Beispiel die radikal islamistische al-Shabaab und rekrutieren in dem Lager Kindersoldaten oder arbeitslose Jugendliche. Sie haben dabei zum Teil leichtes Spiel, da viele Menschen in dem Lager ohne Perspektive sind und die Rekrutierungen manchmal sogar von offizieller kenianischer Seite unterstützt werden.

Die Stimmung der Kenianer gegenüber der enormen Anzahl droht immer mehr zu kippen, da die Situation der Flüchtlinge völlig ungeklärt ist und über 6.000 Kinder in Dadaab bereits in der dritten Generation dort leben. Weder ihre Eltern noch sie selbst haben also jemals Somalia gesehen. Die offiziellen Vertreter stecken in einem Dilemma: Auf der einen Seite wollen sie keine weiteren Flüchtlinge anlocken, sondern die Menschen wieder zurück nach Somalia bringen, auf der anderen Seite ist es jedoch dringend notwendig weitere Schulen, Krankenhäuser, etc. zu bauen und den Menschen in Dadaab eine Perspektive zu bieten, um zu verhindern, dass immer mehr für den Kampf in Somalia rekrutiert werden.