Drei Monate vor dem Volksentscheid im Südsudan spitzt sich die Lage im größten Staat Afrikas immer weiter zu. Politiker aus dem Süden werfen der Regierung in Khartum vor, die Wahl zu manipulieren, um eine Abkopplung vom Erdölreichen Süden des Landes zu verhindern. Sollte das Referendum nicht zustande kommen, droht der Südsudan mit einem erneuten Bürgerkrieg.
Es sind nur noch gut drei Monate, bis ein Referendum der Bevölkerung des Südsudan über die Zukunft des Sudan entscheiden wird. Beobachter und Experten lassen keinen Zweifel daran, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu einer Teilung des größten Landes Afrikas kommen wird, falls der Volksentscheid am 9. Januar 2011 wie geplant stattfindet. Die Mehrheit des christlich dominierten Südens wird sich voraussichtlich für die Unabhängigkeit vom muslimischen Norden aussprechen. Unmittelbar vor dem Referendum verhärten sich allerdings die Fronten im Sudan.
Der Süden wirft dem Norden vor, den Volksentscheid zu boykottieren, was einen Verstoß gegen das Friedensabkommen der beiden Regionen bedeuten würde. Nach über zwanzig Jahren Bürgerkrieg wurde dieses im Januar 2005 zwischen der Regierung in Khartum und den Rebellen des Südsudan abgeschlossen. Fünf Jahre nach dem Ende des Bürgerkrieges, der über zwei Millionen Menschen das Leben kostete, wird nun der Ausbruch eines neuen Krieges befürchtet.
Aus der südsudanesischen Hauptstadt Juba werden Bedenken geäußert, dass die Regierung in Khartum den Volksentscheid absichtlich hinauszögern oder sogar gänzlich verhindern will. Es wird mit Manipulationen und Wahlfälschungen gerechnet. Bereits jetzt steht fest, dass der Beginn der Registrierung der Wähler sich um einige Wochen verschieben wird, wie der aus dem Nordsudan stammende Vorsitzende der Wahlkommission, Mohammed Ibrahim Khalil, bestätigte.
Außerdem stehen Vorwürfe Raum, dass die Regierung im Norden des Sudan das Referendum gänzlich vereiteln will, um eine Abkopplung vom ressourcenreichen Süden des Landes abzuwehren. Der Volksentscheid würde dann nicht zustande kommen, wenn sich weniger als 60 Prozent der Bevölkerung der Südsudan für die Wahl registrieren ließen. Manipulationen in diese Richtung werden von den Politikern des Südsudan befürchtet, da dies die einzige Möglichkeit wäre, eine Spaltung des Landes noch zu verhindern. Der Südsudan machte in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich, dass ein Bürgerkrieg in diesem Fall nicht mehr vermieden werden könne.
Auch auf internationaler Ebene sorgt die zunehmend bedrohlich werdende Lage im Sudan für große Sorge. Fünf ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sind diese Woche auf einer mehrtägigen Reise im Südsudan sowie in Khartum im Norden des Landes unterwegs, um sich ein Bild der Situation zu machen und vor allem um das Stattfinden des Referendums in drei Monaten sicherzustellen.