Nach der gestrigen Wahl im Senegal wird eine Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Abdoulaye Wade und seinem größten Rivalen, Macky Sall, immer wahrscheinlicher. Partielle Auszählungen der Stimmen ergeben 32 Prozent für Wade und 28 Prozent für Sall. Im Vorfeld der Wahl war es zu gewaltsamen Protesten gekommen, da Wade für eine dritte Amtszeit kandidiert, obwohl die Verfassung nur zwei Amtszeiten vorsieht.
Bei der Präsidentschaftswahl im westafrikanischen Senegal deutet alles auf ein Kopf an Kopf Rennen zwischen dem amtierenden Präsidenten Abdoulaye Wade und seinem größten Rivalen, Macky Sall, hin. Inoffizielle Hochrechnungen und erste partielle Auszählungen der Stimmen sprechen dafür, dass es zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten kommen könnte.
Im Vorfeld der Abstimmung war es wochenlang zu gewaltsamen Protesten gegen den 85-jährigen Wade gekommen, da dieser eine dritte Amtszeit anstrebt, obwohl in der Verfassung ein Limit von zwei Amtszeiten für den Präsidenten festgelegt ist. Wade argumentiert damit, dass die Beschränkung erst während seiner ersten Amtszeit beschlossen worden ist und diese deshalb nicht mitgerechnet werden dürfe.
Das Oberste Verfassungsgericht – dessen Richter von Wade ausgesucht worden sind – schloss sich der Sichtweise des Präsidenten an und genehmigte dessen erneute Kandidatur Ende Januar. Gegen diese Entscheidung gingen tausende, vor allem junge Menschen auf die Straße. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden insgesamt mindestens sechs Personen getötet und zahlreiche verletzt.
Während der Wahl am gestrigen Sonntag war die Stimmung jedoch ruhig und unabhängige Wahlbeobachter berichten von einer weitestgehend fairen Abstimmung. In einem gehobenen Vorort der Hauptstadt Dakar versammelten sich viele Wähler vor dem Wahllokal, in welchem Abdoulaye Wade seine Stimme abgab und überschütteten ihn mit „Buh!“-Rufen. Geschützt von seinen Bodyguards flüchtete der Präsident ohne eine Stellungnahme abzugeben.
Vor der Wahl zeigte sich Wade nur sehr zuversichtlich, dass er direkt im ersten Wahlgang die für eine Direktwahl erforderlichen 50 Prozent erreichen würde. Der Herausforderer Macky Sall erklärte heute gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Wade nach einer partiellen Auszählung der Stimmen bisher nur bei 32 Prozent liege, während er selber auf 28 Prozent komme. Inoffizielle Hochrechnungen der lokalen Medien kommen auf ähnliche Ergebnisse.
Der umstrittene Präsident, der seit 2000 an der Macht ist, will eine Stichwahl nach Möglichkeit vermeiden, da die Opposition dann geeint hinter einem Kandidaten stehen würde. Die mehr als zehn Kandidaten vertreten nahezu alle die Einstellung, dass im Falle einer Stichwahl die Parole gelte: „Hauptsache nicht Wade“. Der 50-jährige Macky Sal war früher bereits Premierminister unter Wade, brach aber 2008 mit dem Präsidenten.