Zehntausende Menschen in Mali sind in den vergangenen drei Wochen aus ihrer Heimat in die Nachbarländer geflüchtet. Grund ist die Zunahme blutiger Kämpfe zwischen Tuareg-Rebellen und Regierungstruppen. Die Spannungen zwischen den beiden Konfliktparteien haben eine Jahrzehntelange Geschichte. Friedensgespräche blieben bisher ohne Erfolg.
Bisher war in den Medien nur wenig über die Unruhen zu lesen, die schon seit mehreren Wochen die Menschen in Mali in Angst und Verzweiflung stürzen. Im Norden des Landes liefern sich Rebellen und Regierungstruppen blutige Kämpfe. Mindestens 22.000 Menschen sind bereits in die Nachbarländer Mauretanien, Burkina Faso und Niger geflüchtet, wie ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) nun mitteilte. Diesen Ländern fällt es schwer, mit den vielen Flüchtlingen umzugehen. Es fehlt an Wasser, Nahrungsmitteln und Unterkünften. Zehntausende Malier sind derzeit ohne Obdach und Versorgung in den Nachbarländern. Unter den Flüchtlingen sind viele Frauen und Kinder.
Hintergrund der Unruhen in Mali ist der Plan einer Gruppe von Tuareg-Rebellen, in der Grenzregion zwischen Mali, Niger und Algerien einen eigenen Staat zu errichten. Die Forderung der Tuareg nach einem eigenen Staat gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Seit der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich im Jahr 1960 kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Tuareg und den Truppen der Regierung Malis, von der sich das Volk benachteiligt fühlt. Zuletzt gab es 1996 einen Aufstand der Tuareg gegen die Regierung, der jedoch niedergeschlagen wurde.
Seit Mitte Januar gibt es im Norden Malis nun wieder verstärkt Kämpfe zwischen den Tuareg-Rebellen der „Nationalen Bewegung für die Befreiung des Azawad" (MNLA) und den Regierungstruppen. Azawad ist der Name, den die Rebellen für ihren eigenen Staat, den sie nun erneut einfordern, ausgesucht haben. Es gibt Gerüchte, dass die Bewegung mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida in Verbindung steht. Zudem gibt es Spekulationen, dass die Waffen der Kämpfer aus Libyen stammen. Demnach seien ehemalige Söldner Gaddafis nach dessen Tod in ihre Heimat Mali zurückgelehrt, ausgerüstet mit einem Arsenal an Waffen. Der Chef der Rebellenbewegung, Bilal Ag Chérif, wies beide Gerüchte vehement zurück. Es gebe weder Kontakte zum Terrornetzwerk noch Waffen aus Libyen.
Die anhaltende Flüchtlingswelle aus Mali legt nahe, dass die Kämpfe dort nicht in naher Zukunft beendet sein werden, so die Einschätzung des Afrikareferenten Ulrich Delius der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) in einer Stellungnahme. In Algerien hat es offenbar bereits Gespräche zwischen den Konfliktparteien gegeben, die jedoch ohne Ergebnis geblieben sind.