Die Situation in Libyen spitzt sich immer weiter zu. Am Wochenende haben sich die Proteste auf die Hauptstadt Tripolis ausgeweitet. Der Sohn Gaddafis kündigte am Sonntag im staatlichen Fernsehen an, dass die Armee auch weiterhin mit äußerster Härte gegen die Regimegegner vorgehen werde. Bisher wurden unbestätigigten Angaben zufolge mindestens 200 Demonstranten bei den Unruhen getötet.
Der nordafrikanische Staat Libyen hat ein blutiges Wochenende erlebt. Die Proteste haben sich nun auch auf die Hauptstadt Tripolis ausgeweitet. Dort soll nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag ein Regierungsgebäude von Demonstranten in Flammen gesetzt worden sein. Auch in Bengasi gingen erneut zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen das Regime Gaddafis zu demonstrieren. Dieses geht mit äußerster Brutalität gegen die Protestanten vor. Mehr als 200 Demonstranten sollen seit Beginn der Unruhen in Libyen bei zunächst friedlichen Protesten von Heckenschützen erschossen worden sein.
Die Informationen aus den Brennpunkten Libyens sind spärlich und häufig nicht von offizieller Seite bestätigt. Ausländischen Journalisten ist es nicht mehr erlaubt, aus Libyen zu berichten. Das Internet und auch das mobile Telefonnetz sind weitgehend lahmgelegt. Die meisten Nachrichten gelangen über Internetplattformen wie youtube oder per Telefon ins Ausland. Libyen schottet sich immer stärker von der Außenwelt ab. Die wenigen Informationen, die vorhanden sind, geben mehr als einen Grund zur Sorge. In Tripolis und Bengasi scheinen sich regelrechte Massaker an der Bevölkerung abzuspielen.
Gestern meldete sich der Sohn Muammar al-Gaddafis erstmals seit Beginn der Proteste vor sechs Tagen im staatlichen Fernsehen zu Wort. Saif al Islam al-Gaddafi kündigte Reformen in Libyen an, stellte aber gleichzeitig klar, dass das Regime nicht kapitulieren werde, wie in Tunesien oder Ägypten. Er forderte die Bevölkerung auf, die Proteste aufzugeben, da es sonst zu einem Bürgerkrieg kommen könne. Das Regime werde auch weiterhin mit aller Härte gegen seine Gegner vorgehen und bis zum letzten Mann kämpfen. Diese Worte lassen das Schlimmste befürchten. In seiner Rede dementierte Saif al Islam al-Gaddafi außerdem die Gerüchte, sein Vater sei bereits aus Libyen geflüchtet.
Auch von außen wird der Druck auf Libyen zunehmend größer. Sowohl Europa als auch die USA zeigten sich äußerst schockiert über die Ereignisse in Libyen und forderten Gaddafi auf, die Gewalt gegen die Regimegegner sofort einzustellen. Immer mehr Ausländer verlassen derzeit das Pulverfass Libyen. Auch das Auswärtige Amt hat seine Sicherheitshinweise für Libyen verstärkt und warnt vor Reisen in den Osten des Landes. Ferner wird auch von Reisen in andere Regionen Libyens dringend abgeraten und den deutschen Staatsangehörigen, die sich derzeit dort aufhalten, wird eine sofortige Ausreise empfohlen.