Am Donnerstag ging die erste freie und demokratische Präsidentschaftswahl in Ägypten nach zwei Tagen zu Ende. Abgesehen von kleineren Ausschreitungen zwischen Anhängern der insgesamt 12 Kandidaten verlief die Stimmabgabe friedlich. Und auch die internationalen Beobachter hatten keine größeren Verstöße im Ablauf der Wahl registriert.
Am Mittwoch und Donnerstag befand sich Ägypten im Ausnahmezustand, allerdings im positiven Sinne. Zum ersten Mal wurde in dem nordafrikanischen Land eine freie und demokratische Präsidentschaftswahl durchgeführt, rund fünfzehn Monate nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak, der das Land über vierzig Jahre lang regierte. Die Präsidentschaftswahl ist ein historisches Ereignis, darüber sind sich nicht nur die Ägypter einig. An beiden Wahltagen gab es lange Schlangen vor den Wahllokalen. Kein Wunder, waren es doch gut 52 Millionen Wahlberechtigte, die zum Urnengang aufgefordert waren.
Am Mittwoch war es in einigen Städten zu kleineren Ausschreitungen zwischen Anhängern der insgesamt zwölf Kandidaten für das Präsidentenamt gekommen. Wie die lokalen Medien berichteten, wurden dabei 28 Personen verletzt. Ein Kandidat aus der säkularen Reihe wurde mit Schuhen beworfen, als er seine Stimme abgab. Verletzt wurde er dabei nicht, wie seine Wahlhelfer mitteilten. Auch am zweiten Tag kam es zu kleineren Zwischenfällen rivalisierender Gruppen in verschiedenen Regionen Ägyptens. Vergleicht man diese Bilanz jedoch mit vorangegangenen Wahlen in Ägypten, ist dies eine friedliche Wahl gewesen.
Auch die Wahlkommission äußerte sich sehr zufrieden über den Ablauf der Wahl. Ebenfalls vergleichsweise wenig Auffälliges hatten internationale Wahlbeobachter am Ablauf der Stimmabgabe zu bemängeln. Hauptsächlich wurden Versuche registriert, die Wähler noch unmittelbar vor der Abgabe ihrer Stimme zu beeinflussen, so die Organisation „Beobachter ohne Grenzen“. Auch einige Wählerlisten in Ballungszentren wie der Hauptstadt Kairo seien nicht korrekt gewesen, heißt es weiterhin. In mehreren Wahllokalen hätten außerdem Personen versucht, gleich mehrere Stimmzettel auf einmal abzugeben. Manipulationen im großen Stil wurden jedoch von den internationalen Beobachtern nicht registriert.
Mit ersten Ergebnissen der historischen Präsidentschaftswahl in Ägypten wird frühestens am Samstag gerechnet. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass es keinem der Kandidaten gelingen wird, im ersten Durchgang 50% der Stimmen für sich zu beanspruchen. Daher wird mit einer Stichwahl gerechnet, in der Mitte Juni die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen gegeneinander antreten werden.