In Guinea-Bissau ist es am Montag zu einem Putschversuch gekommen. Einige Soldaten unter dem Befehl des Chefs der Marine, Na Tchuto, haben versucht, die Kontrolle über das kleine westafrikanische Land zu erlangen. In der Hauptstadt Bissau kam es zu Schießereien, in deren Folge 30 Soldaten verhaftet worden sind. Guinea-Bissau gilt als internationaler Drogenumschlagsplatz und der verhaftete Konteradmiral der Marine ist nach Einschätzung der USA ein einflussreicher Drogenbaron.
In Guinea-Bissau ist es Meldungen der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge zu einem Putschversuch gekommen. Teile des Militärs unter dem Befehl des Marinechefs, Jose Americo Bubo Na Tchuto, sollen versucht haben, die Macht in dem kleinen westafrikanischen Land an sich zu reißen. Der Chef der nationalen Streitkräfte und der Verteidigungsminister bestätigten, dass es am Montag zu Feuergefechten und zahlreichen Festnahmen in der Hauptstadt Bissau gekommen ist.
Als die Auseinandersetzungen am frühen Montagmorgen begannen war die Lage zunächst sehr unübersichtlich. Erste Berichte aus der Hauptstadt gingen davon aus, dass es sich um einen Angriff von Soldaten auf das Hauptquartier der Streitkräfte handelt, mit dem Ziel höhere Lohnforderungen durchzusetzen. Darüber hinaus gab es Spekulationen, dass die Kämpfe sich um die Kontrolle über den lukrativen Drogenhandel entsponnen hätten.
Die Zentralgewalt in Guinea-Bissau ist äußerst schwach und die zahlreichen kleinen Inseln vor der Küste dienen vielen Drogenschmugglern als Refugium. In den letzten Jahren hat sich das Land daher zu einem Hauptumschlagsplatz für Drogen aller Art entwickelt. Eine zentrale Rolle spielt das afrikanische Land bei der Verschiffung von Kokain von Lateinamerika nach Europa.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Montagabend dementierten der Verteidigungsminister Bacrio Dja, sowie der Armeechef General Antonio Injai die Gerüchte und erklärten, dass es sich um einen Putschversuch einer Gruppe von Soldaten gehandelt habe. 30 Personen seien festgenommen worden, darunter auch der Chef der Marine, Konteradmiral Na Tchuto.
Na Tchuto war erst im Oktober 2010 vom Armeechef Injai – damals waren die beiden noch enge Freunde – zum Marinechef ernannt worden. Die USA halten Na Tchuto für einen der einflussreichsten Drogenbarone in Guinea-Bissau – eine Tätigkeit, die er vermutlich auch als Marineadmiral weiter betrieben hat.
Während der Unruhen in der Hauptstadt Bissau flüchtete sich der Premierminister Carlos Gomes Junior zeitweise in die angolanische Botschaft. Einige andere Politiker, die in den Putsch verwickelt gewesen sein sollen, sind mittlerweile untergetaucht und werden vom Militär gesucht. Weit weg von dem gesamten Geschehen ist nur der Präsident Malam Bacai Sanha – er befindet sich seit Anfang Dezember zur medizinischen Behandlung in Frankreich.
Die Bevölkerung Guinea-Bissaus sehnt sich derweil nach Frieden und Stabilität. Seit der Erlangung der Unabhängigkeit von Portugal 1974 mussten die Menschen bereits zahlreiche Putschversuche des Militärs, politische Intrigen mit zahlreichen Ermordungen und blutige Unruhen erleiden.