Lebensraum für Menschenaffen schwindet stark

kongo-demrep.gifDer Lebensraum für Menschenaffen wird in Afrika immer knapper. Eine auf dem gesamten Kontinent durchgeführte Studie zeigt, dass Gorillas, Schimpansen und Bonobos innerhalb der letzten zwanzig Jahre dramatisch an Habitatsfläche verloren haben. Die Ausbreitung des Menschen, exzessive Jagd auf die Tiere und die großflächige Rodung von Waldflächen zählen zu den Hauptfaktoren, die die Entwicklung rasant vorantreiben.

Auf dem afrikanischen Kontinent hat der Lebensraum für Menschenaffen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie, die in Kooperation zwischen Naturschutzorganisationen und zahlreichen Wissenschaftlern entstanden ist. Regional begrenzte Detailstudien hatten eine derartige Entwicklung bereits vermuten lassen, aber die jetzt vorgelegte Untersuchung, die das Problem afrikaweit beleuchtet, zeigt erstmals das enorme Ausmaß des Rückgangs.

Zu der Familie der Menschenaffen (Hominidae) zählen unter anderem Gorillas, Schimpansen und Bonobos (Zwergschimpansen). Die größte Primatenart, der Östliche Gorilla, zu der auch der vom Aussterben bedrohte Berggorilla zählt, hat seit Anfang der 1990er Jahre über die Hälfte ihres Lebensraumes eingebüßt.

Aber auch die Fakten für die anderen Affenarten lesen sich düster: Der Cross-River-Gorilla – eine Unterart des Westlichen Gorillas – hat innerhalb der letzten zwei Dekaden 59 Prozent seines Habitats verloren, Bonobos etwa 29 Prozent. Bei den verschiedenen Unterarten des Gemeinen Schimpansen belaufen sich die Werte auf 17 Prozent für die in Zentralafrika heimischen Arten sowie 11 Prozent bei den in Westafrika beheimateten.

Hjalmar Kuehl vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der an der Studie partizipierte, sieht eine Vielzahl von Faktoren für diese „sehr dramatische“ Entwicklung verantwortlich, die stark von der jeweiligen Region abhängig sind. Im westlichen Afrika zerstört insbesondere die großflächige Rodung von Waldgebieten den Lebensraum der Menschenaffen rasant. In Zentralafrika ist dieser Prozess weniger eklatant, hier fällt eher die exzessive Jagd der Tiere zur Nahrungsbeschaffung ins Gewicht. Übergreifend spielt in fast allen Regionen auch die kontinuierliche Ausbreitung der von Menschen besiedelten Gebiete eine Rolle.

Die Studie, die in ihrem Umfang einzigartig ist, wurde in zwei Stufen durchgeführt. Zunächst bestimmten die Wissenschaftler die genaue Lage von über 15.000 Gebieten, in denen das Vorkommen von Menschenaffen innerhalb der vergangenen zwanzig Jahre nachgewiesen werden konnte. Anschließend nutzten sie diese Daten, um herauszufinden, welche Umweltbedingungen vorherrschen müssen, damit die Tiere dort leben können.

Darüber hinaus wurden auch die Umweltbedingungen an allen anderen Orten des tropischen Afrikas, an denen keine Menschenaffen leben, in die Studie mit einbezogen. Festgestellt wurde beispielsweise die Walddichte in Prozent, die Bevölkerungsdichte oder die klimatischen Bedingungen. Aus allen Daten wurde ein statistisches Modell entwickelt, dass die Entwicklung des Lebensraumes darstellt. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin Diversity and Distributions.