Eine Studie der US-amerikanischen National Institutes of Health hat ergeben, dass das Risiko einer Verbreitung des HI-Viruses um 96 Prozent gesenkt werden kann, wenn die bereits infizierten Personen direkt nach der Diagnose mit einer antiretroviralen Therapie beginnen, anstatt bis zum Ausbruch der Krankheit zu warten.
Menschen, die mit HIV infiziert sind, können das Risiko einer Verbreitung des Virus um 96 Prozent verringern, wenn sie mit der antiretroviralen Therapie direkt nach der Diagnose, anstatt – wie bisher üblich – erst beim Ausbruch der Krankheit beginnen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von den US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) durchgeführt wurde.
Die NIH hat die groß angelegte Studie im Jahr 2005 in 13 Ländern Afrikas, Asiens und den beiden Amerikas gestartet. Die Untersuchung, die ursprünglich bis 2015 andauern sollte wurde nun aufgrund des eindeutigen und bahnbrechenden Ergebnisses vorzeitig abgeschlossen. Beteiligt waren insgesamt 1.763 Paare, bei denen ein Partner den HI-Virus in sich trägt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnete die Resultate als „wesentlichen Schritt“ im Kampf gegen die Autoimmunschwäche.
Die HIV-positiven Patienten wurden für die Studie in zwei Gruppen unterteilt. Die Personen der einen Gruppe erhielten direkt nach der Diagnose eine Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten, während bei der Vergleichsgruppe erst mit der Behandlung begonnen wurde, nachdem die Anzahl der weißen Blutkörperchen gefallen war – ein Zeichen für den Ausbruch der Krankheit. Die beteiligten Versuchspersonen aus beiden Gruppen erhielten gleichermaßen Beratung über sichere Sexpraktiken und kostenlose Kondome.
Bei den Paaren, die sofort mit der antiretroviralen Therapie begannen, kam es lediglich zu einem einzigen Fall, bei dem der HI-Virus auf den Partner übertragen wurde. In der gleichgroßen Vergleichsgruppe gab es 27 Übertragungen.
Michel Sidibe, der Vorsitzende des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zu HIV/AIDS, nannte die Ergebnisse der Studie einen klaren Durchbruch, der das Feld der HIV/AIDS-Prävention neu ordnet. Antiretrovirale Therapie könnte sich nun zu der wichtigsten Präventivmaßnahme gegen die Ausbreitung der Krankheit entwickeln.
Die WHO schätzt, dass 80 Prozent der Neuinfektionen durch Geschlechtsverkehr verursacht werden, besonders Partner von HIV-positiven Menschen sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Viele Länder des südlichen Afrikas haben mit den Konsequenzen der HIV-Pandemie zu kämpfen. Die Infektionsraten dort zählen zu den höchsten weltweit.