Äthiopien: Zwangsumsiedlungen für Regierungsprojekte

aethiopien.gif Hunderttausende Menschen wurden in den letzten Monaten aus ihrer Heimat im unteren Omo-Tal im Süden Äthiopiens vertrieben. Die Regierung will dort kommerzielle Landwirtschaft betreiben. Ein Bericht von Human Rights Watch deckt auf, mit welchen zum Teil brutalen Mitteln die Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt werden, um Platz zu machen für die Pläne der Regierung.

Die äthiopische Regierung hat große Pläne mit der Region des unteren Omo-Tals im Süden Äthiopiens. Allein 100.000 Hektar Land sollen dort in Zukunft für die kommerzielle Landwirtschaft verwendet werden, dazu kommen weitere Flächen, auf denen Zuckerverarbeitungsfabriken und andere Institutionen, die die kommerzielle Nutzung der Region vorantreiben sollen. Scheinbar vergessen werden von der Regierung dabei allem Anschein nach die Menschen, die auf diesem Gebiet leben. Vor allem sind das Viehzüchter, deren Familien seit vielen Generationen entlang des Omo-Flusses leben. Rund 200.000 Menschen, die dort zum Großteil noch sehr eng mit und von der Natur ihrer Heimat und nicht zuletzt dem Fluss leben, sollen für die neuen Projekte der Regierung weichen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch nun in einer Studie belegt, dass die Menschen zum Teil mit brutalen Mitteln aus ihrer Heimat vertrieben werden.

Der Bericht mit dem Titel „What Will Happen if Hunger Comes?’: Abuses against the Indigenous Peoples of Ethiopia’s Lower Omo Valley” umfasst 73 Seiten. Mitarbeiter der Organisation recherchierten vor Ort, befragten die Menschen und beobachteten selbst die Einschüchterungsversuche der Militärs, die regelmäßig in die Dörfer kamen. Außerdem enthält der Bericht Karten der Entwicklungspläne der äthiopischen Regierung für das untere Omo-Tal, die für so viele Menschen in der Region existenzbedrohende Folgen haben. Auch deckt der Bericht die mehr als fragwürdigen Methoden der Sicherheitskräfte auf, die damit beauftragt sind, die Menschen aus ihren Heimatdörfern zu entfernen. Es ist nicht nur von Einschüchterung die Rede, Menschen werden zum Teil mit Gewalt aus ihren Dörfern gejagt und ihrer Existenzgrundlage beraubt. Sogar von willkürlichen Festnahmen ist die Rede, wenn Menschen sich weigern, ihre Dörfer zu verlassen. Sie werden gezwungen, aus ihrer Heimat zu flüchten, die schon ihre Vorfahren seit Jahrhunderten bewirtschafteten. Und das alles ohne Gegenleistung, wie HRW berichtet. Es gibt keine Entschädigung für die Vertriebenen, die es ihnen ermöglichen würde, sich andernorts eine neue Lebensgrundlage aufzubauen.