Das UN-Tribunal in Den Haag hat den liberianischen Ex-Präsidenten Charles Taylor in elf Punkten für schuldig befunden. Im Urteil hieß es, dass der heute 64-Jährige die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Mord, Vergewaltigung und die Rekrutierung von Kindersoldaten, zwar nicht selber befehligt oder begangen habe, sie jedoch aktiv, dauerhaft und in bedeutendem Umfang unterstützt habe. Das Strafmaß soll am 30. Mai verkündet werden.
Der UN-Sondergerichtshof für Sierra Leone in Den Haag hat den ehemaligen Staatspräsidenten Liberias, Charles Taylor, verurteilt. Der Vorsitzende Richter Richard Lussick befand Taylor in elf Punkten für schuldig, darunter Mord, Vergewaltigung und die Rekrutierung von Kindersoldaten.
Der Richter stellte klar, dass der Ex-Diktator zwar nicht selbst die Gräueltaten im Nachbarland Sierra Leone befehligt habe, aber in seiner Rolle als Drahtzieher „dauerhaft und in bedeutendem Maße“ die Revolutionäre Vereinigte Front (RUF) unterstützt habe.
Der heute 64-jährige Charles Taylor hatte sich in Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre in dem westafrikanischen Liberia an die Macht gekämpft und wurde 1997 Präsident des Landes, nachdem 1995 ein Friedensabkommen den blutigen Bürgerkrieg beendet hatte. Nach sechs Jahren musste er ins Exil nach Nigeria flüchten, wo er 2006 verhaftet wird. Seit 2007 muss er sich vor dem UN-Tribunal in Den Haag für seine Taten verantworten.
Während seiner Zeit an der Macht versorgte er die Rebellen der RUF im benachbarten Sierra Leone bereitwillig mit Waffen und erhielt im Gegenzug „Blutdiamanten“. Das Gericht urteilte heute, dass Charles Taylor Kenntnis darüber hatte, dass die RUF während des Bürgerkrieges, dem insgesamt schätzungsweise 120.000 Menschen zum Opfer fielen, Kriegsverbrechen und Gräueltaten begingen.
Noch heute sind die Spuren des blutigen Krieges omnipräsent: Am sichtbarsten sind sie bei den „Amputees“, Menschen denen Arme, Beine oder andere Körperteile abgehackt worden sind. Aber auch die zehtausenden von der RUF vergewaltigten Frauen und die ebensovielen Kinder, die zum Töten gezwungen worden sind, tragen tiefe Wunden in sich.
Es werden vermutlich nie alle Hintermänner dieses grausamen Bürgerkrieges zur Rechenschaft gezogen werden, aber die Verurteilung des ehemalligen Staatspräsidenten Taylor bringt den Menschen in Sierra Leone nicht nur ein bisschen Gerechtigkeit, sondern ist auch ein klares Signal an heutige sowie zukünftige Kriegsverbrecher und Diktatoren: Macht – bis in die höchsten Staatsämter – ist auch in Afrika kein Garant für Straflosigkeit mehr. Richter Lussick setzte die Verkündung des Strafmaßes für den 30. Mai an.