In Benin haben anhaltende Regenfälle in zwei Drittel des Landes zu schweren Überschwemmungen geführt. 700.000 Menschen sind betroffen, 60 Tote gibt es bisher offiziell. Ein Großteil der Ernte ist vernichtet und erste Cholerafälle wurden gemeldet. In Teilen des benachbarten Nigeria herrscht bereits mehreren Monaten Hochwasser. Die UN meldet von dort über 38.000 Cholerafälle, wovon mehr als 1.500 tödlich verliefen. Eine schwere humanitäre Katastrophe wird befürchtet.
In den letzten Tagen steht das krisengeschüttelte Haiti wieder verstärkt im Fokus der Weltöffentlichkeit, da dort aufgrund von verunreinigtem Trinkwasser um die 3.000 Menschen an Cholera erkrankt und etwa 250 bereits an der leicht behandelbaren Infektionskrankheit gestorben sind. Den mehr als zehntausend Helfern, die dort seit den schweren Erdbeben zu Beginn des Jahres Nothilfe leisten, ist es nicht gelungen, eine ausreichende Lebensmittel- und Wasserhygiene im ganzen Land sicherzustellen.
Kaum beachtet von der Weltöffentlichkeit spielt sich seit Monaten in Westafrika eine vergleichbare Tragödie ab, die sich primär in der Dimension der Zahlen von der Choleraepidemie in Haiti unterscheidet. In Benin regnet es seit Wochen und riesige Gebiete des Landes stehen bereits unter Wasser. Etwa zwei Drittel der Landesfläche des kleinen westafrikanischen Staates sind von den Überschwemmungen betroffen, an die 700.000 Menschen – knapp ein Zehntel der gesamten Bevölkerung – haben ihre Häuser verloren oder haben anderweitig unter der Flutkatastrophe zu leiden.
Offiziellen Zahlen zufolge sind bisher 60 Menschen ums Leben gekommen. Erste Cholerafälle werden gemeldet. Schätzungsweise um die 60-70 Prozent der Jahresernte an Mais, Reis und anderen Grundnahrungsmitteln ist zerstört worden. Die Vereinten Nationen warnen vor einer schweren humanitären Katastrophe und haben eine Notversorgung mit 3.000 Zelten angekündigt. Weitere Schritte sind dringend nötig, um den Ausbruch einer Choleraepidemie zu verhindern.
Cholera ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch verunreinigtes Wasser oder infizierte Nahrung übertragen wird und zu schwerem Durchfall und Erbrechen führt. Die enorme Dehydration ist bei fehlender Versorgung häufig tödlich – einfache Salzlösung kann hier Leben retten. Schlechte hygienische Bedingungen in ländlichen und teilweise auch städtischen Gebieten führen bei Überflutungen häufig zur Verunreinigung des bereits knappen Trinkwassers mit Fäkalien. Aus Mangel an Alternativen verwenden viele Menschen das Wasser dennoch zum Waschen, Kochen und Trinken.
Auch Benins östlicher Nachbar, Nigeria, leidet seit Wochen an Überschwemmungen. Verlässliche Informationen aus der Hochwasser Region im Norden des Landes sind bisher selten. Im August sprach die Regierung noch von etwa 350 tödlichen Cholerafällen. Nun haben die Vereinten Nationen jedoch alarmierende Zahlen zu Nigeria vorgelegt. Seit Januar sind dort bereits über 38.000 Menschen an Cholera erkrankt, mindestens 1.500 Menschen sind bereits an der Krankheit gestorben.
Die Regierung fürchtet, dass sich die Epidemie von den ländlichen Hochwassergebieten im Norden weiter über das gesamte Land ausbreiten könnte. Die Weltgesundheitsorganisation spricht bereits von der schlimmsten Choleraepidemie in Nigeria seit 1991 – damals starben 7.654 Menschen. Da es kaum Informationen aus den Krisenregionen in Benin und Nigeria gibt, kommt dort bisher auch nahezu keine externe Hilfe an.