Die enorme Preiserhöhung von Grundnahrungsmitteln zu Beginn des Jahres hat in Algerien eine Protestwelle ausgelöst. In mehreren Städten des Landes kommt es seit einigen Tagen zu gewalttätigen Demonstrationen, die vor allem von jungen Menschen angeführt werden. Hohe Arbeitslosigkeit und die steigenden Lebensunterhaltskosten bieten vor allem der jungen Generation Algeriens wenig Zukunftsperspektiven. Bei den Protesten sind bisher zwei Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt worden.
Seit Beginn des neuen Jahres gibt es in mehreren Städten Algeriens immer wieder öffentliche Proteste, die sich gegen die hohen Preise für Lebensmittel und die hohe Arbeitslosenquote im Land richten. Die Demonstranten sind vor allem Jugendliche, deren Wut sich gegen die soziale Ungerechtigkeit und die schlechten Zukunftsaussichten besonders für junge Menschen in Algerien richtet. Teure Lebensunterhaltskosten und schlechte Jobchancen bieten wenig Perspektiven. Diese Unzufriedenheit entlädt sich nun in den Demonstrationen, die bereits viele Teile des Landes erreicht haben.
Gestern forderten die Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der Polizei die ersten Todesopfer. Es handelt sich dabei um einen erst 18-jährigen jungen Mann, der in der Stadt Ain Lahdjel, rund 300 km südöstlich von Algeriens Hauptstadt Algier gelegen, tödlich von einer Kugel getroffen wurde. Das zweite Opfer ist ebenfalls ein Mann, der in der Stadt Bou Smail, etwa 50 km von Algier entfernt, während der Krawalle schwer verletzt wurde und diesen Verletzungen später erlag. Die Zahl der Verletzten wird von den Behörden Algeriens auf über 400 Personen seit Beginn der Proteste geschätzt. Bei einem Großteil der Verletzten soll es sich um Polizisten handeln.
Die Parallelen mit der Protestbewegung in Tunesien sind offensichtlich. Auch dort gehen seit Mitte Dezember vor allem junge Menschen auf die Straßen, um für bessere Zukunftschancen in ihrem Land zu demonstrieren. Ein wesentlicher Unterschied in Algerien ist die starke Gewaltbereitschaft der Demonstranten, wie die Zeitschrift „Jeune Afrique“ und andere französische Nachrichtenagenturen berichten. Während die Gewalt in Tunesien hauptsächlich auf die direkten Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei beschränkt ist, soll die Gewalt in Algerien vielmehr von den Protestanten selbst ausgehen.
Die Regierung Algeriens zeigte erste Reaktionen auf die Unruhen. Noch dieses Wochenende soll darüber beraten werden, wie weitere Preiserhöhungen von Lebensmitteln in Zukunft verhindert werden können. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind in Algerien seit Beginn dieses Jahres drastisch gestiegen. Einige Lebensmittel wie Öl, Mehl und Zucker sind sogar doppelt so teuer als im Vorjahr. Folge dieser Preiserhöhung ist eine Steigerung der Lebensunterhaltskosten um durchschnittlich 25 %.