Tote bei Protesten in Ägypten

aegypten.gif Bei einer Demonstration in Kairo kamen am Mittwoch bis zu zwanzig Menschen ums Leben. Die Protestierenden wurden mit Pistolen, Schlagstöcken und anderen Waffen angegriffen. Es folgten Straßenkämpfe, die erst durch den Einsatz von Soldaten aufgelöst werden konnten. Wer hinter der tödlichen Attacke steht, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden.

Am frühen Mittwochmorgen sind in Ägyptens Hauptstadt Kairo bis zu zwanzig Menschen bei Protesten ums Leben gekommen. Die Zahl der Verletzten schwankt zwischen mehreren Dutzend und 170 Personen. Offenbar hat eine Gruppe bewaffneter Schläger die Demonstranten angegriffen, die in der Nähe des Verteidigungsministeriums gegen den Militärrat demonstrierten. Die Angreifer haben die protestierende Menge laut Augenzeugenberichten mit Pistolen, Gewehren, Schlagstöcken und Brandbomben attackiert. Diese hätten sich daraufhin ebenfalls mit Gewalt gegen die Angreifer zur Wehr gesetzt. Es folgten Straßenkämpfe, die mehrere Stunden andauerten. Neben Steinen wurde auch von Molotowcocktails berichtet, die geworfen wurden. Beruhigt werden konnte die Situation erst, als Soldaten der Armee in den Tumult eingriffen.

Organisatoren der Proteste am Mittwoch waren ursprünglich Anhänger islamistischer Parteien, die bereits seit Tagen gegen den Ausschluss von Hasim Abu Ismail von der anstehenden Präsidentschaftswahl protestieren. Der Salafist wurde von der Kommission nicht zur Wahl zugelassen, da seine Mutter im Besitz der US-amerikanischen Staatsbürgerschaft gewesen war. Im Verlauf der Demonstration, die mit bis zu zwanzig Todesopfern endete, haben sich jedoch auch Anhänger anderer Parteien dem Protest gegen den Militärrat angeschlossen. Unter den Getöteten soll auch mindestens ein Mitglied der Jugendbewegung sein, die zu Beginn des vergangenen Jahres maßgeblich an der Organisation der Revolution gegen das Regime des Diktators Hosni Mubarak beteiligt gewesen war.

Die Jugendbewegung widerspricht auch der Erklärung der ägyptischen Polizei, dass von den Demonstranten genervte Anwohner für den Angriff verantwortlich seien. Sie gehen vielmehr davon aus, dass der Militärrat bezahlte Schläger eingesetzt hat, um den Protesten ein Ende zu bereiten. So ist es auf der Internet-Plattform Twitter zu lesen.

Als Konsequenz auf die tödlichen Übergriffe in Kairo am Mittwoch legten zwei Präsidentschaftskandidaten ihren Wahlkampf vorläufig nieder. Mohammed Mursi, der Kandidat der Muslimbrüder, will seine Aktivitäten für zwei Tage unterbrechen, aus Respekt für die Toten und Verletzten. Und auch Abdel Moneim Abul Fotouh, der von den anderen islamistischen Parteien unterstützt wird, hat seinen Wahlkampf aus Protest gegen die Gewalt an den Demonstranten vorübergehend unterbrochen.