Noch bis Dienstagabend können die Einwohner Kairos, Alexandrias und weiterer sieben Provinzen Ägyptens ihre Stimmen für die Parlamentswahl abgeben. Wie bereits am Montag war der Ansturm auf die Wahllokale auch am zweiten Wahltag groß. In mehreren Stadtbezirken Kairos hatten am Montag bereits 70 % der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Auch am Dienstag, dem zweiten Tag der Parlamentswahlen in Ägypten, war die Beteiligung der Bevölkerung an der Abstimmung groß. Die ersten freien Wahlen in Ägypten seit dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak werden periodisch abgehalten. Die Gründe dafür sind hauptsächlich organisatorischer Natur. Als erstes sind die Einwohner der Hauptstadt Kairo, Alexandria sowie weiterer sieben Provinzen des Landes dazu aufgerufen, sich an der Parlamentswahl zu beteiligen.
Insgesamt leben in dem nordafrikanischen Staat 50 Millionen wahlberechtigte Menschen. In den kommenden beiden Monaten werden in den übrigen achtzehn Provinzen Ägyptens Wahlen abgehalten werden. Beendet werden soll die „Parlamentswahl auf Etappen“ am 10. Januar 2012. Bis dahin sollen die insgesamt 498 Abgeordneten des neuen Parlaments in Ägypten feststehen. Das endgültige Endergebnis wird voraussichtlich drei Tage nach Beendigung des Wahlvorgangs, also am 13. Januar 2012, bekanntgegeben werden. Der neue Präsident Ägyptens wird erst Mitte kommenden Jahres gewählt werden.
Allein in dieser ersten Wahlperiode vom 28. und 29. November sind 17,5 Millionen Ägypter dazu aufgerufen, über die Zukunft des Landes abzustimmen. Bereits am Montag lag die Wahlbeteiligung in einigen Stadtbezirken Kairos bei rund 70 %. Zu Zeiten Mubaraks war die Wahlbeteiligung in Ägypten aus naheliegenden Gründen wesentlich geringer. Bei den Wahlen im vergangenen Jahr lag die Zahl bei 35 % und auch das war möglicherweise nach oben hin aufgestockt worden. Entgegen aller Befürchtungen verliefen die ersten freien Wahlen in Ägypten weitgehend friedlich.
Der Favorit der Parlamentswahlen ist nach wie vor ein Bündnis aus Parteien, das von der Muslimbruderschaft angeführt wird. Die Muslimbruderschaft fordert unter anderem eine stärkere Anbindung der ägyptischen Rechtssprechung an die Scharia. Die linksliberale „Ägyptische Allianz“ dagegen fordert einen säkularen Staat, also eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche. Sie gilt damit als Gegengewicht zur Muslimbruderschaft. Obwohl die Partei des Ex-Diktators Mubarak nach dessen Sturz aufgelöst worden ist wird erwartet, dass sich auch wieder einige Kandidaten im neuen Parlament finden werden, die bereits im Regime Mubaraks politische Ämter inne hatten.