Libyen: Flucht vor dem Krieg

libyen1.gif Hunderttausende Menschen sind seit Beginn der Unruhen in Libyen vor über einem Monat bereits außer Landes geflüchtet. Seit die militärische Offensive der Alliierten am vergangenen Wochenende gestartet worden ist, stieg die Zahl der Binnenflüchtlinge in Libyen, während die Zahl der Menschen, die in die Nachbarländer flüchten, offenbar zurückgegangen ist.

Seit Beginn der Unruhen in Libyen vor rund fünf Wochen sind nach offiziellen Angaben fast 320.000 Menschen aus den Krisenregionen des Landes geflüchtet. Die meisten Flüchtlinge versuchen über die Grenzen in die Nachbarländer Ägypten und Tunesien zu gelangen. Nur ein Bruchteil der Menschen versucht, ins europäische Ausland zu gelangen. Dennoch befürchten die italienischen Behörden nach dem Flüchtlingsstrom aus Tunesien nun eine weitere Flüchtlingswelle aus Libyen.

Allein am Montag sind dreizehn Boote aus Libyen auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen. Insgesamt sollen sich auf diesen Booten fast 1.500 Menschen befunden haben. Auf Lampedusa sind die Erstaufnahmelager für die Bootsflüchtlinge bereits hoffnungslos überfüllt. Bei einer Pressekonferenz am Montag rief Ignazio La Russa, der Verteidigungsminister Italiens, die Länder, die sich ebenfalls an der Militäraktion in Libyen beteiligen dazu auf, Italien bei der Flüchtlingsfrage zu unterstützen.

Einige Flüchtlinge aus anderen Ländern Nordafrikas versuchen nun offenbar die brisante Lage in Libyen zu ihren Gunsten zu nutzen. Am Wochenende hatten sich rund 200 Ägypter als libysche Staatsbürger ausgegeben, um ihre Chancen auf Asyl in Italien zu erhöhen.

Viele der Menschen, die Libyen verlassen, sind Gastarbeiter aus anderen Ländern Nordafrikas, Asien oder Subsahara-Afrika. In den vergangenen Tagen haben sich immer mehr Libyer den ausländischen Gastarbeitern angeschlossen. Aus Ajdabiyya im Osten Libyens werden die Menschen über das Radio und mit Hilfe von Flugblättern dazu aufgefordert, die Region zu verlassen, so die UNO-Flüchtlingshilfeorganisation (UNHCR). Eine Überquerung der Grenze nach Tunesien im Westen Libyens soll laut Angaben der Organisation inzwischen besonders für Männer gefährlich geworden sein. Einige der Flüchtlinge sind einer Zwangsrekrutierung durch die Regierungstruppen des Diktators Muammar al-Gaddafi in der Grenzregion offenbar nur knapp entkommen.

Mit dem Beginn der militärischen Offensive der Alliierten am Samstag sei die Zahl der Flüchtlinge aus Libyen jedoch grundsätzlich gesunken, so die Berichterstattung der Vereinten Nationen. Zugenommen hat allerdings die Zahl der Binnenflüchtlinge, also der Menschen, die innerhalb des Landes auf der Flucht vor den Kampfhandlungen sind. Davon betroffen ist hauptsächlich der Osten Libyens.