Mehr Hilfe für Flüchtlingslager Dadaab gefordert

kenia.gif Die Situation der Menschen im weltweit größten Flüchtlingscamp Dadaab in Kenia ist hinsichtlich der Genfer Flüchtlingskonvention nicht vertretbar, so das Urteil der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Die Hilfsleistungen seien nicht annähernd ausreichen und es herrsche ein Klima der Angst, hieß es weiterhin. Die Maßnahmen zur Versorgung und zum Schutz der Flüchtlinge müssten dringend verstärkt werden, fordert Ärzte ohne Grenzen.

In Dadaab, im Norden Kenias, befindet sich das weltweit größte Flüchtlingslager. Derzeit leben dort rund eine halbe Million Menschen. Die meisten von ihnen stammen aus dem Nachbarland Somalia. Sie sind vor Hunger, Armut und Gewalt aus ihrer Heimat geflüchtet und suchen Schutz und Hilfe in Kenia. Doch genau diese Hilfe, die den Flüchtlingen dank der Genfer Flüchtlingskonvention sogar nach einem internationalen Abkommen zusteht, kann nicht einmal annähernd ausreichend gewährt werden. Das teilte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen am Montag den Medien mit.

Nicht nur die Mittel, die für die Menschen in Dadaab zur Verfügung stehen, sind alles andere als ausreichend. Krankheiten und Seuchen bedrohen das Leben der Menschen. Und auch die Gewalt zwischen den Menschen im Camp nimmt immer verheerendere Ausmaße an. Ärzte ohne Grenzen fordern die internationale Gemeinschaft daher dringend auf, die Hilfsmaßnahmen in Dadaab auszuweiten, um die Situation der Menschen dort zu verbessern.

Obwohl die Zahl der Flüchtlinge in Dadaab sich im vergangenen Jahr kaum verändert hat, sind die Mittel aus internationalen Quellen in den letzten Monaten drastisch gesenkt worden. Seit 2011 sogar um mehr als 40 Prozent. Es fehlen Unterkünfte für die Menschen und ausreichend sanitäre Anlagen, was vor allem hinsichtlich der Regenzeit, die in Kürze ansteht, schwerwiegende Folgen haben kann. Aufgrund der mangelnden hygienischen Verhältnisse droht der Ausbruch weiterer Seuchen. Erst im vergangenen Jahr war das Lager von einer Choleraepidemie heimgesucht worden.

Bei einem Besuch von Bruno Jochum von Ärzte ohne Grenzen in Dadaab in der vergangenen Woche wurde festgestellt, dass die Registrierung der Neuankömmlinge im Camp derzeit nicht mehr stattfindet. Auch dies ist eine Folge der viel zu geringen Hilfeleistungen, die dort noch bewerkstelligt werden können. Jochum bezeichnete dieses Versäumnis als Verstoß gegen die Genfer Flüchtlingskonvention und betonte die Wichtigkeit der Wiederaufnahme der Registrierungen.

Jochum berichtete weiterhin, dass Ärzte ohne Grenzen die Gespräche zwischen der kenianischen Regierung und der UN-Flüchtlingskommission UNHCR unterstütze. Zusammen mit den anderen Vertragsstaaten der Genfer Flüchtlingskonvention müssten dringend Lösungen für die Situation der Menschen im Camp in Dadaab gefunden werden.