Mohammed Abubakar, der seit einem Monat Generalinspekteur der Polizei in Nigeria ist, hat schwere Vorwürfe gegen den Polizeiapparat öffentlich gemacht. Polizisten sollen Menschen gefoltert und illegale Tötungen ausgeführt haben. Die Korruption finde sich auf nahezu allen Ebenen und habe mittlerweile dazu geführt, dass das Prinzip des Meistbietenden darüber bestimme, wer eingesperrt, getötet oder gefoltert werde.
Nigerias Polizeistrukturen funktionieren mittlerweile nach dem Prinzip des Meistbietenden. Polizisten führen illegale Folterungen sowie Tötungen gegen Bezahlung aus und ist auf nahezu allen Ebenen korrumpiert. Diese schweren Vorwürfe erhebt kein anderer als Mohammed Abubakar, der seit vergangenen Monat der neue Generalinspekteur der nigerianischen Polizei ist.
Präsident Goodluck Jonathan hatte vergangenen Monat den damaligen Generalinspekteur und sechs seiner engsten Mitarbeiter entlassen, nachdem der Hauptverdächtige der sogenannten „Weihnachts-Attentate“ aus dem Polizeigewahrsam fliehen konnte. Kabiru Sokoto, der der Drahtzieher hinter einem tödlichen Bombenanschlag vor einer christlichen Kirche am ersten Weihnachtsfeiertag sein soll, konnte nur einen Tag nach seiner Festnahme wieder aus der Gefangenschaft entkommen – es ist nicht ausgeschlossen, dass ihm Polizisten bei der Flucht behilflich waren.
Der neue Generalinspekteur fand heute deutliche Worte, um die Zustände in der nigerianischen Polizei zu beschreiben: „Die nigerianische Polizei ist auf ihren absoluten Tiefpunkt gesunken“, so Abubakar. Weiter sagte er in einer Rede vor leitenden Beamten, dass die „Aufgaben der Polizei kommerzialisiert worden sind und auf Basis des Prinzips des Meistbietenden angeboten werden.“
In seiner Ansprache, die heute auch an die Presse weitergeleitet wurde, erhebt der Generalinspekteur noch weitere schwere Vorwürfe: „Die Gerechtigkeit wurde ad absurdum geführt, die Rechte der Menschen aberkannt, Unschuldige ins Gefängnis gesperrt und Folterungen sowie illegale Tötungen verübt.“
Abubakar kündigte einen „Kreuzzug“ gegen die weit verbreitete Korruption bei der Polizei an, und versicherte, dass er sich dafür einsetzen werde, dass die administrativen Bedingungen verbessert werden, unter denen die Polizisten ihre Aufgaben auszufüllen haben. Nigerianische Polizisten sind häufig sehr schlecht bezahlt, sind allerdings einem erheblichen Risiko ausgesetzt, da in dem westafrikanischen Land zahlreiche Konflikte schwelen.
Ein besonderes Problem ist das radikale Auftreten der radikal-islamistischen Sekte Boko Haram, die seit 2009 vermehrt Anschläge, Bombenattentate, Hinrichtungen und andere Terroraktionen ausführt. Seit der frühere Führer der Sekte, Mohammed Yusuf, 2009 in Polizeigewahrsam getötet wurde, geht Boko Haram auch verstärkt gegen Polizisten vor. Seit Beginn des Jahres sollen schon mehr als 100 Personen dem Terror der Sekte zum Opfer gefallen sein.