Tansania: Doch keine Straße durch die Serengeti

tansania.gifDie tansanische Regierung hat ihre Pläne verworfen, eine geteerte Verbindungsstraße durch den südlichen Teil des Serengeti-Nationalparks zu bauen. Die geplante Straße, die die Region um den Viktoriasee mit den Häfen Tansanias am Indischen Ozean verbinden sollte, hätte die jährlich stattfindende Tierwanderung von Millionen Zebras und Gnus teilweise zum Erliegen gebracht. Wissenschaftler haben bereits letztes Jahr eindringlich vor dem Bau der Straße gewarnt.

Die Regierung Tansanias hat Pläne für den Bau einer geteerten Hauptverbindungsstraße durch den Serengeti Nationalpark teilweise verworfen, nachdem Untersuchungen gezeigt haben, dass durch den Bau der Straße der Wildtierbestand in der Region drastisch reduziert worden wäre. Die zweispurige, asphaltierte Straße sollte den nordwestlichen Teil um den Viktoriasee mit den Häfen am Indischen Ozean verbinden.

Auf Anfrage hat die Regierung des ostafrikanischen Landes nun bestätigt, dass die Straße in der geplanten Form nicht gebaut werden soll. Bereits vergangenes Jahr hatten die UNESCO,  zahlreiche Schutzorganisationen und Wissenschaftler Bedenken an den Plänen angemeldet, da sie fürchteten, dass die Straße einen nicht wieder gutzumachenden Schaden im Nationalpark verursacht hätte. Die bereits bestehende, ungeteerte Piste bleibt weiterhin bestehen und könnte in Zukunft nicht nur von Touristen und Wildhütern, sondern auch teilweise vom Fernverkehr genutzt werden.

Die Serengeti ist weltweit berühmt für die jährlich stattfindende Nord-Süd Migration großer Tierherden, bei der Millionen Zebras und Gnus die Landschaft durchqueren. Dabei tragen die Tiere auch zum Erhalt des einzigartigen Charakters der Serengeti bei, da ihre Exkremente den Boden düngen und die vielen Millionen Hufe das Überwachsen der Graslandschaft mit Büschen und Sträuchern verhindern.

Die geplante Straße sollte auf 50 Kilometern in Ost-West Richtung durch den Park verlaufen und hätte die Wanderung der Tierherden erschwert oder teilweise ganz zum Erliegen gebracht. Wissenschaftler schätzen, dass in der Folge die Zahl der Gnus in der Serengeti von etwa 1,3 Millionen auf 300.000 reduziert worden wäre.

Eine weitere Studie zur Abschätzung der Folgen, die die tansanische Regierung in Auftrag gegeben hat, kam nun zu einem ähnlichen Ergebnis und war für die Entscheidungsträger wohl ausschlaggebend, den Bau der Straße in der ursprünglich geplanten Form zu verwerfen. Ein Streifen beiderseits der Straße hätte zur Realisierung des Projekts aus dem Nationalpark ausgegliedert werden müssen. Zum Schutz vor Kollisionen wäre die Straße zusätzlich mit einem Zaun abgetrennt worden. Diese Blockade hätte nicht nur einen Effekt auf die Wanderung der Gnu- und Zebraherden, sondern in der Folge auch auf die Populationsbestände großer Raubtiere, wie zum Beispiel Löwen und Geparden. Die beeindruckende Tiermigration und die großen Wildtierbestände sind aber ein essentieller Magnet für Touristen, die wiederum eine wichtige Einnahmequelle für die Region darstellen.

Die Regierung überlegt nun, eine Alternativroute südlich an der Serengeti vorbeizuführen und eine längere Streckenführung zu Gunsten des Naturschutzes in Kauf zu nehmen. Naturschutzorganisationen haben sich über die Entscheidung der Regierung verhalten positiv gezeigt, glauben allerdings nicht, dass das Thema bereits komplett vom Tisch ist. Die Stellungnahme der Regierung hat ihrer Ansicht nach vornehmlich dazu gedient, die Aufnahme der Serengeti auf die Rote Liste der gefährdeten UNESCO-Weltnaturerbestätten zu verhindern. Einige Formulierungen der tansanischen Regierung deuten darauf hin, dass die bereits vorhandene, ungeteerte Straße durch den Park zwar weiterhin der Verwaltung durch die Nationalparkbehörde TANAPA untersteht, aber zukünftig auch für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden könnte.