Serengeti darf nicht sterben

tansania.gifDie Regierung Tansanias plant einen Highway durch den Serengeti-Nationalpark und spaltet damit nicht nur die jährliche Tierwanderung, sondern auch die Bevölkerung in Befürworter und Kritiker. UNESCO droht mit Entzug des Welterbestatus.

Der Frankfurter Zoologe Bernhard Grzimek schuf 1959 mit dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ ein beeindruckendes Manifest für den Schutz der jährlichen Tierwanderungen in dem Nationalpark.

Grzimeks Film ist heute aktueller denn je, da die tansanische Regierung den Bau einer Hauptverkehrsroute durch den Serengeti-Nationalpark plant. Das Vorhaben soll die zweitgrößte Stadt des Landes, Arusha, mit der Hafenstadt Musoma verbinden, welche im Nordwesten Tansanias am Victoriasee liegt. Die Gesamtlänge des Highways soll 480 Kilometer betragen und auf einer Länge von 53 Kilometern durch den Nationalpark führen.

Das Vorhaben an sich ist nicht ungewöhnlich, da es auch in anderen afrikanischen Ländern häufiger vorkommt, dass Verbindungsstraßen durch Nationalparks führen. Der Unterschied in Tansania liegt jedoch in der Größe des Vorhabens und den Details begraben.

Die neue Verbindungsstraße wäre besonders für die Binnenländer der Region, wie Ruanda, Burundi und den Osten des Kongos von strategischer Bedeutung, da sie die kürzeste Verbindung zum Hafen in Mombasa (Kenia) herstellen würde. Kritiker befürchten, dass sich nahezu der gesamte Warentransport der Große-Seen-Region, der jährlich um die sechs Millionen Tonnen beträgt, auf diese Strecke verlagern wird, da es auch keine Eisenbahnstrecke gibt, welche entlastend wirken könnte.

Ein weiteres Problem, dass sich eher im Detail verbirgt, ist die Tatsache, dass die geplante Straße und ein beidseitiger Begrenzungsstreifen aus dem Nationalparkgelände ausgegliedert werden sollen. Das bedeutet, dass entsprechende Regelungen zum Schutz der Tiere nicht mehr greifen: Das in Nationalparks gültige Geschwindigkeitslimit von 50 km/h wäre genauso unwirksam, wie das Nachtfahrverbot und das Verbot großer Lastwagen.

Hauptgegner des Projekts sind Tourismusbetriebe und Naturschützer im ganzen Land, die den Zusammenbruch der jährlichen Herdenwanderungen fürchten. Während der Trockenzeit ziehen Jahr für Jahr über zwei Millionen Gnus, Zebras und Antilopen nördlich durch die Serengeti auf der Suche nach Wasser. Die UNESCO hat die Serengeti aufgrund dieses weltweit einzigartigen Schauspiels zum Weltnaturerbe erklärt und 150.000 Besucher kommen jährlich in den Nationalpark, um die Tierwanderung zu erleben.

All das steht jetzt auf dem Spiel. Die Tierwanderung könnte zum Erliegen können, wenn die Straße durch Zäune geschützt wird und die UNESCO hat bereits angekündigt, im Ernstfall den Welterbetitel zu entziehen. Das Ausbleiben der Touristen wäre auch für die Wirtschaft Tansanias ein herber Verlust, da diese einen Umsatz von 1 Milliarde US-Dollar im Jahr generieren und somit die wichtigste Devisenquelle des Landes sind.