Südsudan: Ein Jahr nach der Unabhängigkeit

suedsudan-s.gif Ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Südsudan hat der jüngste afrikanische Staat mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Die ölreichen Grenzregionen sind weiterhin umkämpft, der Flüchtlingsstrom aus dem Norden reißt nicht ab. Hilfsorganisationen warnen vor einer Zuspitzung der humanitären Krise. Die UN hat das Mandat ihrer Friedensmission verlängert. Die Hoffnung auf Frieden und Stabilität hat sich für die Menschen im Südsudan ein Jahr nach der Unabhängigkeit nicht erfüllt.

Am 9. Juli 2011 wurde der Südsudan nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges für unabhängig erklärt. Das Resümee nach diesen ersten zwölf Monaten des jüngsten afrikanischen Staates fällt jedoch alles andere als positiv aus. Die Hoffnungen der Bevölkerung auf Frieden und Stabilität scheinen sich vorerst nicht zu bewahrheiten. Der Südsudan hat nach wie vor mit vielen Problemen zu kämpfen, allen voran die instabile Sicherheitslage sowie die humanitäre Krise, die sich immer weiter zuspitzt. Immer noch gibt es Grenzkonflikte, der Flüchtlingsstrom aus dem Sudan scheint nicht abreißen zu wollen und auch die Korruption innerhalb des Landes nimmt eher zu als ab. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen schätzt die Lage im Südsudan so angespannt ein, dass er das Mandat der Friedensmission kurz vor dem ersten Jahrestag verlängert hat.

Eine Entwicklung in eine positive Richtung scheint sich wenigstens in der ölreichen Grenzregion Abyei abzuzeichnen. Zumindest vorübergehend, wie man aus Erfahrung leider betonen muss. Eine Lösung im Streit um das sowohl vom Südsudan als auch dem Sudan beanspruchte Gebiet liegt zwar noch in weiter ferne, dennoch haben beide Seiten in den vergangenen Wochen eingelenkt und ihre Truppen aus Abyei abgezogen. Was jedoch in Zukunft aus der Region werden soll, ist weiterhin unklar. Weitaus problematischer scheint derzeit jedoch die Lage in Heglig zu sein, wo sich die bedeutendsten Erdölvorkommen der Region befinden. Immer wieder gibt es erbitterte Kämpfe in diesem Gebiet, die unzähligen Menschen das Leben kosten. Sämtliche internationale Forderungen nach einer Waffenruhe wurden bisher ignoriert. Eine Basis für Verhandlungen zwischen den beiden Ländern scheint es beim Kampf um Heglig nicht zu geben. Schon vor Monaten musste der Südsudan seine Ölförderung einstellen. Mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft, die Infrastruktur und letztendlich die Bevölkerung des Landes.

Ein wesentlicher Grund für die nicht enden wollenden Flüchtlingsströme in den Südsudan sind genau diese blutigen Kämpfe um die ölreichen Grenzregionen. Die Zahl der Binnenvertriebenen wird auf über 150.000 geschätzt. Dazu kommen über 400.000 Rückkehrer in den Südsudan aus dem Norden. Es gibt weder adäquate Unterkünfte noch ausreichen Nahrungsmittel und Wasser für die vielen Menschen, denen es am Nötigsten fehlt. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen ist die Lage der Flüchtlinge im Südsudan dramatisch. Sie warnen vor einer Zuspitzung der humanitären Krise.