Baubeginn für riesiges Hafenprojekt in Kenia

kenia.gifIn Kenias Lamu-Region nahe der somalischen Grenze haben die Bauarbeiten für ein riesiges Hafenprojekt begonnen, das außerdem auch eine Erdölraffinerie und einen Transportkorridor ins Hinterland umfasst. Bis in den Südsudan und nach Äthiopien sollen eine Pipeline, eine Eisenbahnlinie und ein neuer Highway gebaut werden. Für die benachbarten Binnenländer ist der Hafen in Lamu ein sehr wichtiger Zugang zum Indischen Ozean, der wirtschaftlichen Aufschwung fördern und Abhängigkeiten z. B. zum Sudan verringern könnte.

In Kenias südöstlicher Lamu-Region am Indischen Ozean haben gestern die Bauarbeiten für ein enormes Hafenprojekt begonnen, das dem Land wichtige Entwicklungsimpulse geben und außerdem den nördlichen Nachbarn Südsudan und Äthiopien einen einfacheren Zugang zum Meer ermöglichen soll. Das Projekt umfasst außerdem den Bau eines Highways, einer Eisenbahnstrecke und einer Ölpipeline, die allesamt von den Binnenländern im Norden Kenias nach Lamu führen werden, wo außer dem Hafen auch eine Ölraffinerie errichtet wird.

Die Kosten für das gesamte Projekt betragen 23 Milliarden US-Dollar (17,5 Milliarden Euro) und laut Steven Ikuwa, dem verantwortlichen Verwaltungsdirektor, handelt es sich somit bei LAPSSET um eines der größten Bauprojekte auf dem afrikanischen Kontinent. LAPSSET steht für das Gesamtprojekt Lamu Port South Sudan Ethiopia Transport Corridor, welches den Hafen sowie den Transportkorridor umfasst. Innerhalb von vier Jahren soll das Projekt abgeschlossen werden und die anfänglichen Kosten teilen sich Kenia, Äthiopien und der Südsudan.

Kenias Präsident Mwai Kibaki nahm heute mit seinen Amtskollegen aus dem Südsudan und Äthiopien, Salva Kiir und Meles Zenawi, an der Zeremonie zum Baubeginn teil. In seiner Rede sprach Kiir von einem historischen Moment, der die Menschen in der Region näher zusammenbringen wird und viele neue sozio-ökonomische Möglichkeiten erschließen wird.

In seiner Rede ging der Präsident auch auf die Proteste der Anwohner in Lamu ein. Viele hatten dort im Vorfeld gegen das Großprojekt demonstriert, da sie eine Zerstörung des lebendigen kulturellen Erbes fürchten. Darüber hinaus haben viele Anwohner Angst, dass sie ihr zu Hause verlieren könnten, da die meisten Menschen in der Region keine Landbesitzrechte nachweisen können. Kibaki kündigte an, dass es keine Enteignungen geben werde, sondern dass stattdessen Landbesitzrechte ausgestellt werden und für Jugendliche spezielle Trainings angeboten werden sollen, die sie auf die neuen Stellenmöglichkeiten vorbereiten.

Der Südsudan, der erst im Juli 2011 nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges die Unabhängigkeit erlangt hat, möchte über den Hafen in Zukunft sein Erdöl exportieren. Die einzige Pipeline führt bis jetzt durch den Sudan zum Roten Meer und es kommt dort immer wieder zu Streitigkeiten über Transitgebühren. Äthiopien verringert mit dem neuen Hafen seine Abhängigkeit von Dschibuti, über das es bisher den einzigen Zugang zum Meer erhält. Nach der Fertigstellung wird Lamu-Hafen fünfmal größer sein als der Hafen in Mombasa, der ebenfalls in Kenia gelegen ist und für viele ostafrikanische Binnenländer wie Uganda oder Ruanda essentiell ist.