Südsudan: Ein Jahr Unabhängigkeit – Grund zu feiern?

suedsudan-s.gifIn der südsudanesischen Hauptstadt Juba haben heute tausende Menschen den ersten Jahrestag der Unabhängigkeit gefeiert. Am 9. Juli wurde das zentralafrikanische Land vom Sudan unabhängig. Bei seiner Festansprache richtete Präsident Salva Kiir sein Augenmerk insbesondere auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die das Land noch erreichen muss. Auch die anhaltenden Konflikte mit dem Sudan und die Korruption im eigenen Land drücken die Feierlaune etwas.

Tausende Menschen haben heute in der südsudanesischen Hauptstadt Juba das einjährige Jubiläum der Staatsgründung gefeiert. Am 9. Juli 2011 erlangte das zentralafrikanische Land nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges die endgültige politische Autonomie von den Machthabern in Khartum (Sudan). Die großen Feierlichkeiten mit Militärparade zum nationalen ersten Geburtstag können aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Probleme des Landes seit der Unabhängigkeit kaum weniger geworden sind.

In seiner Festansprache betonte der Präsident des Südsudan, Salva Kiir, dass sein Land noch nicht in allen Bereichen die gewünschte Unabhängigkeit erlangt habe: „Wir hängen immer noch von Anderen ab. Unsere Freiheit ist auch heute noch unvollständig. Wir müssen mehr als nur (politisch) befreit werden. Wir müssen auch wirtschaftlich unabhängig werden“, proklamierte Kiir vor tausenden jubelnden Menschen.

Durch die Abspaltung vom Sudan fielen 75 Prozent der Erdölreserven des Sudan an den südlichen Nachbarn. Der Sudan verdient jedoch trotz der Unabhängigkeit weiter an den Ölvorkommen mit, da das gesamte Rohöl bisher noch über sudanesische Pipelines zum Roten Meer transportiert und dort auch in Raffinerien weiter verarbeitet wird.

Diese gegenseitige Abhängigkeit hat im vergangenen Jahr wiederholt zu Streitigkeiten geführt, da bis jetzt noch keine Einigung über die Höhe der Transportkosten und andere fällige Gebühren erzielt werden konnte. Der Streit gipfelte im Januar darin, dass der Südsudan seine gesamte Erdölproduktion stoppte, was auch für den eigenen Staatshaushalt dramatische Folgen hatte, da 97 Prozent der Einnahmen aus diesem Wirtschaftszweig stammen.

Ein weiteres Problem ist die anhaltende Gewalt, sowohl innerhalb des Landes als auch entlang der Grenze zum Sudan. Ungelöste Fragen bezüglich des genauen Grenzverlaufes haben Sudan und Südsudan im Frühjahr fast in einen neuen Krieg gestürzt. Innerhalb der eigenen Grenzen gelang es dem Militär nicht, Viehdiebstähle zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen zu unterbinden, ein Konflikt der hunderte Menschenleben kostete.

In seiner Rede zum Unabhängigkeitstag thematisierte Präsident Kiir ein weiteres drängendes Problem, das im Regierungsapparat wilde Blüten trägt: die Korruption. Im Juni hatte Kiir bereits einen Brief an alle gegenwärtigen und ehemaligen Staatsangestellten verschickt, in dem er sie dazu aufforderte, „gestohlene“ Regierungsgelder in Höhe von vier Milliarden US-Dollar zurückzuzahlen. Auch heute beteuerte er noch einmal, dass er Korruption nicht toleriert.