Streit um Grenzregion im Sudan geht weiter

sudan1.gif Kämpfe in der umstrittenen Grenzregion Abyei im Sudan haben in den vergangenen Tagen mehr als hundert Menschenleben gefordert. Nach Angaben der UN sind rund 20.000 Sudanesen bereits aus dem Krisenherd geflüchtet. Im Juli soll die Teilung des größten Staates Afrikas endgültig vollzogen werden. Die Frage um die Zugehörigkeit der Region Abyei ist nur ein Aspekt, der bis dahin noch geklärt werden muss.

Die Region Abyei liegt genau an der Grenze zwischen dem nördlichen Teil des Sudan und dem Südsudan. Im Juli soll die Teilung des größten Staates Afrikas offiziell vollzogen werden. Doch wo genau die Grenze liegen wird ist weiterhin unklar. Nicht nur die Politiker, auch Mitglieder der in Abyei ansässigen ethnischen Gruppen streiten um die Region. Den Menschen aus der Bevölkerung geht es hauptsächlich um den Zugang zu Wasser, während für die Politiker die Ölvorkommen in Abyei im Zentrum des Interesses liegen.

Bereits während des Referendums im Südsudan, das im Januar die Abspaltung vom Norden endgültig besiegelte, war Abyei aufgrund seiner ungeklärten Zugehörigkeit eine Problemregion. Die beiden großen Ethnien in diesem Distrikt leben seit Jahrzehnten in einer Konfliktsituation. Die Dinka fühlen sich dem Südsudan zugehörig, während die Misseriya dem Norden angehören. Anfang 2011 war ein Volksentscheid geplant, der die Zugehörigkeit des Distriktes Abyei ein für alle mal klären sollte. Dessen Ausführung scheiterte allerdings bereits bei dem Versuch, eine unabhängige Wahlkommission zusammenzustellen.

Nun sind es nur noch wenige Monate bis zur Teilung des Sudan und die Abyei-Frage bleibt weiterhin ungeklärt. Bei Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden Parteien sind in den vergangenen Tagen mehr als hundert Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 20.000 Sudanesen sollen bereits aus der Region geflüchtet sein, berichteten Delegierte der Vereinten Nationen im Sudan. Die USA schließt sogar den Ausbruch eines erneuten Bürgerkrieges zwischen Nord- und Südsudan inzwischen nicht mehr aus. Auch die Afrikanische Union (AU) zeigt sich zunehmend besorgt über die Entwicklungen in Abyei.

Eine Lösung des Konfliktes ist derzeit allerdings noch nicht absehbar. Gespräche zwischen den Regierungen der beiden Regionen wurden diese Woche auf Eis gelegt. Die Machthaber im Süden warfen der Regierung in Khartum vor, die bevorstehende Abspaltung der Region verhindern zu wollen. Diese betonte jedoch, dass Khartum den Ausgang des Referendums akzeptiere und auf eine friedliche Teilung des Staates hoffe.

Am Donnerstag sollen nun die Präsidenten des Sudan und des Südsudan, Omar Al-Bashir und Salva Kiir, zu einem Treffen zusammenkommen, um über die Wiederaufnahme der Gespräche zu verhandeln. Die Grenzfrage in der Region Abyei ist nicht der einzige Aspekt zwischen den beiden künftig unabhängigen Staaten, der vor der offiziellen Sezession des Südsudan vom Norden noch geklärt werden muss.