Familienangehörige mit dem Handy finden

sudan1_thumb.gif„Refugees United“ ist ein Projekt, das mit Hilfe einer Online-Datenbank Flüchtlingen helfen will, vermisste Familienmitglieder oder Freunde wiederzufinden. Das Pilotprojekt startet nun im Sudan, in Kenia und Uganda. Nach der Registrierung kann man sein eigenes Profil erstellen und in der Datenbank nach Vermissten suchen. Das gesamte System lässt sich auch mit einem einfachen Handy nutzen und ist nicht von dem Vorhandensein eines Computers abhängig, weshalb es auch in Flüchtlingslagern sinnvoll eingesetzt werden kann.

Fast dreißig Jahre ist es nun her, dass Remirah Edanya aus ihrem kleinen Heimatdorf im Südsudan geflohen ist. Damals herrschte im Sudan ein blutiger Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden, der Jahrzehnte lang andauerte – und bis heute ist der Konflikt nicht endgültig beigelegt.

Remirah Edanya war damals drei Jahre lang unterwegs, bis sich endlich Schutz in einem Flüchtlingslager im Norden Ugandas fand. Dort lebt sie noch heute. Allerdings ist sie vor all diesen Jahren während der Flucht von ihrem ältesten Sohn getrennt worden, der damals vier Jahre alt war. Seitdem hat Remirah ihren Jungen nicht wieder gesehen.

Geschichten wie diese gehören zum Alltag in den Flüchtlingslagern in Uganda. Das Projekt „Refugees United“ hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Suche nach vermissten Familienmitgliedern und Freunden leichter und effizienter zu gestalten. Dazu wurde ein Programm entwickelt, auf das man mit einem Handy oder Computer zugreifen kann. Der Leiter von Refugees United, Christopher Mikkelsen, vergleicht das Projekt mit Facebook, weil jeder Flüchtling ein Profil anlegen kann und in der Datenbank nach Familienangehörigen und Freunden suchen kann.

Das Pilotprojekt startet zunächst im Sudan, in Kenia und Uganda. Wenn es dort getestet wurde, soll es auf andere Regionen ausgeweitet werden, in denen Menschen durch Kriege oder Unruhen vertrieben wurden. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von dem Mobilfunkanbieter MTN und dem Mobilfunkhersteller Ericsson. MTN stellt sein Netz und eine gebührenfreie Nummer zur Verfügung, während Ericsson in den Flüchtlingslagern Handys verteilt.

Da nur etwa zwei Prozent der Menschen in Afrika über einen Internetzugang verfügen, ist es ein Schlüsselelement des Projekts, dass es auch mit dem Handy zu benutzen ist, da der Mobilfunkmarkt in Afrika seit Jahren stark boomt. Besonders das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) und etliche in dem Bereich tätige Nichtregierungsorganisationen haben großes Interesse an der Idee gezeigt. UNHCR will Refugees United in Kenia und Uganda implementieren und unterstützen.

Bisher ist die Suche nach vermissten Familienmitgliedern auf die eigene Initiative oder die Möglichkeiten von Hilfsorganisationen vor Ort beschränkt, die in den einzelnen Lagern Informationen sammeln und mit anderen Camps abgleichen. Schätzungen zu Folge verbringen Flüchtlinge häufig acht bis zwölf Jahre damit, von einem Flüchtlingslager zum nächsten zu reisen und dort ihre Verwandten zu suchen.

Auch Remirah hofft nun, mit Hilfe des neuen Systems ihren Sohn wiederzufinden. Dass er gestorben sein könnte will sie nicht glauben – auch seine Brüder und sie haben schließlich überlebt sagt sie. Jetzt wollen sie nur ihren verlorenen Sohn und Bruder wieder in die Arme schließen.