Ruanda: Gewalt gegen Frauen stoppen

ruanda1.gifHäusliche Gewalt gegen Frauen ist in Ruanda und anderen afrikanischen Ländern ein weitverbreitetes Phänomen. Ruandische Politiker fordern ein konsequenteres Vorgehen gegen diese Form der geschlechtsspezifischen Gewalt und betonen die Schlüsselrolle, die Polizei und Sicherheitskräfte in diesem Kontext innehaben. In Ruanda werden Polizisten speziell geschult und die Polizei hat eine groß angelegte Kampagne gestartet, die das Thema der häuslichen Gewalt gegen Frauen thematisiert.

Gewalt gegen Frauen ist in vielen afrikanischen Ländern noch immer ein weitverbreitetes Problem, welches in der öffentlichen Wahrnehmung nur eine marginale Rolle spielt. Eine transnationale Konferenz in Kigali, der Hauptstadt Ruandas, an der Politiker aus zwölf zentral- und ostafrikanischen Ländern teilnahmen, hat sich nun mit der Rolle von Polizei- und Sicherheitskräften bei häuslicher Gewalt beschäftigt.

Der ruandische Premierminister, Bernard Makuza, sprach in seiner Rede davon, dass Gewalt jeglicher Art für die Gesellschaft inakzeptabel ist. Darüber hinaus betonte er, dass auch geschlechtsspezifische Gewalt von den Sicherheitskräften als ein Verbrechen angesehen und entsprechen verfolgt werden muss. Bisher haben nur wenige Länder konkrete Maßnahmen beschlossen, um die Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu reduzieren.

In Ländern, in denen solche Maßnahmen jedoch beschlossen und umgesetzt wurden, lassen sich deutliche Fortschritte erkennen. Zahlen der ruandischen Polizei zufolge sank beispielsweise die Zahl der Vergewaltigungen im Land zwischen 2006 und 2009 um 26 Prozent. Ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen ist, dass Frauen sichere Anlaufstellen haben und ihre Probleme ernst genommen werden. Dazu ist es nötig, dass Gewalt gegen Frauen nicht als Privatsache gesehen wird, sondern gesamtgesellschaftlich thematisiert wird und Stigmata abgebaut werden. Polizisten müssen entsprechend geschult werden, damit weibliche Opfer von häuslicher Gewalt die nötige Hilfe bekommen und nicht aus Angst auf Anzeigen verzichten.

Ein erfolgreiches Beispiel für die Unterstützung von Opfern ist das Kacyiru Polizeikrankenhaus in Kigali. Seit 2005 erhalten dort Frauen, die Opfer von Sexual- oder Gewaltverbrechen wurden, nicht nur medizinische Unterstützung, sondern auch psychologische Betreuung und soziale Unterstützung von speziell geschultem Personal. Die ruandische Polizei hat außerdem eine Kampagne gestartet, die das Thema der häuslichen Gewalt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rückt. Des Weiteren werden Polizeikräfte aktiv im Umgang mit Opfern geschult und spezielle Beratungsstellen eingerichtet, die als Anlaufstelle für betroffene Frauen dienen sollen.

Erreicht werden soll mit all diesen Maßnahmen, dass mehr Frauen sich trauen, Fälle häuslicher Gewalt zu melden und gegebenenfalls zur Anzeige zu bringen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass zwischen 55 und 95 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt keine externen Hilfsangebote wahrnehmen – genauere Zahlen lassen sich in diesem Bereich kaum ermitteln. Emmanuel Gasana, der ruandische Polizeipräsident weiß, dass es noch vieler Anstrengungen bedarf, das Problem im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern, zeigt sich jedoch aufgrund des Erfolgs der bisherigen Maßnahmen optimistisch, dass geschlechtsspezifische Gewalt in den kommenden Jahren weiter rückläufig sein wird.