Niger: Essens- statt Geldkredite von der Bank

niger.gifIn Niger schließen sich immer mehr Frauen in den Dörfern zusammen um „Soudure-Banken“ („Vor-der-Ernte Banken“) zu gründen. Das vom International Fund for Agricultural Development (IFAD) ins Leben gerufene Projekt ermöglicht es Bauern und deren Familien in Notzeiten „Essenskredite“ in Form von wöchentlichen Getreidelieferungen aufzunehmen, welche sie nach Einfuhr der Ernte wieder zurückzahlen können.

Ein neues Kreditsystem sorgt im südlichen Niger für mehr Ernährungssicherheit. Anstelle der üblichen Geldkredite erhalten arme Bauern von der Bank Grundnahrungsmittel auf Kredit, welche sie nach einer erfolgreichen Ernte mit Zinsen wieder zurückzahlen müssen. Das 2005 erstmals eingeführte System soll den Menschen helfen, die häufig von Hunger geprägten Monate kurz vor der Ernte zu überbrücken.

Die Maradi-Region im südlichen Niger ist Teil der semi-ariden Sahel-Zone, Dürre-Ereignisse und lange Trockenperioden treten hier häufig auf. Die Folge sind erhöhte Ernteausfälle und daraus resultierend eine Verknappung der Lebensmittel. Etwa 70 Prozent der Menschen in dieser Region leben unter der Armutsgrenze, besonders hart sind für sie die Monate vor der Ernte, die auch „Hunger-Saison“ genannt werden. Von Mitte Juli bis Mitte September werden bei vielen Familien die Lebensmittelvorräte knapp.

Seit den 1960er Jahren nehmen in der Sahel-Zone, die sich von West nach Ost durch den Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, den Tschad, den Sudan bis nach Eritrea erstreckt, Dürre-Ereignisse zu. In der stark betroffenen, nigrischen Maradi-Region sind die Getreideernten in diesem Zeitraum um fast ein Drittel gesunken.

Viele Familien sind daher gezwungen, landwirtschaftliche Maschinen, Saatgut oder Nutztiere zu verkaufen, um Nahrungsmittel zu erwerben. Der Ausverkauf der Erwerbsgrundlage schafft allerdings nur kurzfristig Abhilfe und verschlimmert die Situation der Bauern und ihrer Familien auf lange Sicht noch weiter. Etliche Männer sehen sich mittlerweile gezwungen, ihre Familien zu verlassen, um in den Städten Arbeit zu suchen, während die Frauen und Kinder sich alleine um die Landwirtschaft kümmern müssen.

Mit Hilfe des International Fund for Agricultural Development (IFAD) haben die Frauen der Region nun das Projekt „Soudure“ aufgebaut, das auch als „Vor-der-Ernte-Bank“ bezeichnet wird. Während der kritischen Monate erhalten in Not geratene Bauern wöchentlich einen „Essenskredit“ in Form von Getreide (vornehmlich Hirse), den sie nach der Einfuhr der Ernte mit 25 Prozent Zinsen zurückzahlen können – der Zinssatz wurde von den beteiligten Frauen selbst festgelegt.

Seit dem Start des Projekts 2005 sind bereits über 168 Soudure-Banken in Niger entstanden, die zusammen mehr als 2.800 Tonnen Hirse lagern; genug um 350.000 Menschen für mindestens einen Monat zu versorgen. Kontrolliert und geleitet werden die Banken von Frauen, die sich in den Dörfern zusammengeschlossen haben. Insgesamt sind mehr als 50.000 Frauen involviert.