Marokko: Verdächtiger widerruft Geständnis im Attentat-Prozess

marrokko.gif Am Donnerstag wurde in Marokkos Hauptstadt Rabat der Prozess gegen neun mutmaßliche Beteiligte am Anschlag in Marrakesch im April fortgesetzt. Der 25-jährige Hauptverdächtige zog bei seiner Anhörung sein Geständnis, die Tat begangen zu haben, zurück. Er sagte aus, durch die Androhung von Folter zu dem Geständnis gezwungen worden zu sein.

Im April diesen Jahres starben 17 Menschen in Marokkos Touristenhochburg Marrakesch bei einem Bombenanschlag. Das Attentat ereignete sich in einem beliebten Cafe im Stadtzentrum am Djemaa El-Fna Platz, in dem sich hauptsächlich ausländische Urlauber aufhielten. Unter den Getöteten waren auch drei Personen aus der Schweiz sowie acht französische Touristen. Der Anschlag war der schwerste im Königreich Marokko, seit in Casablanca im Jahr 2003 bei einer Explosion 45 Menschen getötet wurden.

Bereits im Juni begann der Prozess gegen neun Tatverdächtige, die für die Planung sowie die Durchführung des blutigen Attentats verantwortlich sein sollen. Kurz nach Beginn des Verfahrens wurde dieses allerdings vertagt, da die Staatsanwaltschaft mehr Zeit für die Vorbereitung der Anklage benötigte. Am Donnerstag wurde der Prozess nun in der Stadt Hauptstadt Rabat erneut aufgenommen.

Der Prozess begann mit einer unerwarteten Wendung. Der Hauptangeklagte, Adel Othmani, zog sein Geständnis zurück in dem er bestätigt hatte, das Attentat ausgeübt zu haben. Der 25-jährige beteuerte vor Gericht, dass er nichts mit der grausamen Tat zu tun habe. Ohtmani hatte nach seinem Geständnis im Rahmen der Verfahrensvorbereitungen zusammen mit den ermittelnden Beamten sogar eine Tatortbegehung absolviert. Dabei stellte er die Vorgänge aus seiner Sichtweise dar.

Nun zog der junge Mann, dem bei einer Verurteilung die Todesstrafe droht, also sein Geständnis zurück und erklärte auch seine Ausführungen bei der Tatortbegehung als unwahr. Othmnani sagte aus, er habe beides nur aus Angst getan. Im Gefängnis sei ihm Folter angedroht worden, wenn er die Tat nicht gestehen würde. Alle bisherigen Aussagen seien allein aus diesem Grund entstanden.

Othmani sagte bei seiner Anhörung am Donnerstag außerdem aus, er sei noch nie in Marrakesch gewesen. Er warf den marokkanischen Behörden vor, sie hätten die Explosion in dem Cafe zu einem terroristischen Akt hochstilisiert und seien daher unter Druck gewesen, der eigenen Bevölkerung und nicht zuletzt den Ländern der Getöteten, Verdächtige zu präsentieren. So hätte sich Marokko vor der westlichen Welt als engagierter Bekämpfer des internationalen Terrors bewiesen.