Mali: Bündnis zwischen Tuareg-Rebellen und Islamisten bekanntgegeben

mali.gif Im Norden Malis haben sich die Tuareg-Rebellen der MNLA und die islamistische Gruppierung „Ansar Dine“ zusammengeschlossen. Als gemeinsames Ziel erklärten sie die Errichtung eines islamistischen Gottesstaates in der Region Azawad. Das Bündnis kam überraschend, da die beiden Parteien bisher grundsätzlich unterschiedliche Ziele verfolgten.

Die Tuareg-Rebellen der „Nationalen Bewegung für die Befreiung Azawads“ (MNLA) und die islamistische Bewegung „Ansar Dine“ (frei übersetzt: „Hüter des Islam“) haben am Wochenende ihren Zusammenschluss verkündet. Die beiden Gruppierungen wollen nun gemeinsam den islamistischen Gottesstaat Azawad im Norden Malis errichten. Am Samstag unterzeichneten Vertreter der MNLA und der „Ansar Dine“ im Anschluss an ein Treffen in der Stadt Gao eine Erklärung, die dieses Ziel beinhaltet. Zunächst solle ein Übergangsrat gegründet werden, hieß es darin. Weitere Details über die Beschlüsse der beiden Bewegungen zur geplanten Gründung des unabhängigen Staates Azawad sind bisher nicht bekannt.

Seit dem die Regierung Malis vor gut zwei Monaten aus der Verantwortung geputscht wurde, kontrollieren die beiden Bewegungen bereits ein Gebiet in Nordmali, das der Größe Frankreichs entspricht. Dennoch kommt die Fusion der MNLA mit der islamistischen Gruppierung „Ansar Dine“ überraschend, da deren Vorstellungen bisher alles andere als übereinstimmten. Der „Ansar Dine“-Bewegung werden enge Kontakte zu Aqim, einem Ableger des Terrornetzwerks Al-Qaida im Maghreb, nachgesagt. Als Ziel der Bewegung galt bislang die vollständige Transformation Malis in einen islamistischen Gottesstaat. Das vordergründige Ziel der Tuareg-Rebellen der MNLA auf der anderen Seite ist die Unabhängigkeit ihres Siedlungsgebietes im Norden Malis, das das zukünftige Azawad werden soll. Religiöse Fragen dagegen spielten für die MNLA bestenfalls eine marginale Rolle.

Die Übergangsregierung, die nach dem Putsch in Mali am 22. März eingesetzt worden ist, bezeichnete das Vorhaben der beiden Gruppierungen zwar als absurd, was sie deren Plänen allerdings entgegenzusetzen haben, ist fraglich. Denn auch der Süden des Landes, wo sich der Sitz der Regierung befindet, ist nach den politischen Umbrüchen selbst noch im Begriff sich neu zu ordnen. Diplomatische Vertreter aus Burkina Faso stehen derzeit im Auftrag der afrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS in Verhandlungen mit den Rebellen in Nordmali. Djibrill Bassolé, der Außenminister Burkina Fasos, äußerte sich positiv über die Fusion der beiden Bewegungen. Mit einer Partei sei es einfacher, eine Lösung zu finden, als mit zweien, kommentierte er. Experten teilen diesen Optimismus jedoch nicht und warnen vor einer Ausbreitung fundamentaler Islamisten in der Region. Innerhalb der Bevölkerung gab es in den vergangenen Tagen ebenfalls Proteste gegen die Einführung der Scharia.