Libyen: Kämpfe und Freudenfeiern in Tripolis

libyen1.gifDie libyschen Rebellen haben die Hauptstadt Tripolis erreicht und wurden dort von tausenden Bürgern freudig empfangen. Gleichzeitig kommt es aber auch zu heftigen Feuergefechten mit den verbleibenden Anhängern des Machthabers Muammar al Gaddafi. Drei seiner Söhne wurden bereits von den Rebellen festgesetzt, der verbleib des Diktators selbst ist jedoch weiterhin unbekannt.

Während in manchen Teilen der libyschen Hauptstadt Tripolis noch heftige Gefechte stattfinden, feiern in anderen Gebieten der Stadt bereits tausende Bewohner die Ankunft der Rebellen. In einer groß angelegten Offensive haben die Rebellen weite Teile Tripolis unter ihre Kontrolle gebracht, eigenen Angaben zufolge bis zu 90 Prozent.

Im Stadtzentrum und insbesondere im Gebiet um das Anwesen des langjährigen Machthabers Muammar al Gaddafi kommt es aber noch zu heftigen Kämpfen zwischen Gaddafi-Getreuen und Einheiten der Rebellen. Über die Anzahl der Todesopfer gibt es keine verlässlichen Angaben. Ein Sprecher der Rebellen erklärte gegenüber dem Fernsehsender Al Dschasira, dass die Leibgarde Gaddafis und viele Regierungssoldaten bereits ihre Waffen niedergelegt hätten. Darüber hinaus sei ein Leibwächter Gaddafis festgenommen worden, der versucht hatte, per Schiff aus der Hauptstadt zu entkommen.

Auch der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Sohn des Diktators, Saif al Islam und zwei seiner Brüder wurden von den Rebellen in Tripolis festgenommen. Ob Saif al Islam an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag ausgeliefert wird oder ob er in Libyen vor Gericht gestellt wird, ist noch unklar. Der Chefankläger des IstGH, Moreno-Ocampo, hat angekündigt, noch heute Verhandlungen bezüglich der Auslieferung mit dem libyschen Übergangsrat aufnehmen zu wollen.

Auch der libysche Machthaber selbst wird wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit per internationalem Strafbefehl gesucht. Sein Aufenthaltsort bleibt jedoch weiter unklar. Gerüchte darüber, dass Gaddafi sich nach Algerien, Angola oder Simbabwe abgesetzt habe, konnten bislang nicht bestätigt werden. Möglicherweise befindet sich der Diktator auch noch in Tripolis.

Am gestrigen Sonntag hat er sich dreimal mit einer Audio-Botschaft an das libysche Volk gewandt, über seinen Aufenthaltsort gaben diese Nachrichten jedoch keinen Aufschluss. Er forderte die Menschen dazu auf, mit allen Mitteln auf den Straßen der Hauptstadt gegen die „Ratten und Verräter“ zu kämpfen. Nur so könne verhindert werden, dass sie alle Sklaven der Kolonialisten werden, so Gaddafi weiter – danach brach die Übertragung ohne Erklärung abrupt ab.