Liberia: Opposition verurteilt Vergabe des Nobelpreises an Präsidentin

liberia.gifDer liberianische Oppositionsführer Winston Tubman hält die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises an die Präsidentin seines Landes für verfehlt. Tubman ist der Meinung, dass Ellen Johnson-Sirleaf den Preis nicht verdiene und kritisiert das Nobelpreiskomitee besonders für den Zeitpunkt der Bekanntgabe. In Liberia wird in wenigen Tagen ein neuer Präsident gewählt.

Die Führer der liberianischen Opposition, Winston Tubman und George Weah halten die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Präsidentin des Landes, Ellen Johnson-Sirleaf für ungerechtfertigt. Die Präsidentin verdiene den Preis nicht und darüber hinaus sei die Entscheidung des Nobelpreiskomitees ein „provokativer Eingriff“ in die politischen Angelegenheiten des Landes.

In der kleinen westafrikanischen Nation stehen am 11. Oktober Präsidentschaftswahlen an. Johnson-Sirleaf, die seit 2006 im Amt ist, tritt in der ersten Runde gegen 14 Kandidaten an, darunter auch der Oppositionsführer Tubman, der die Bekanntgabe ihrer Auszeichnung am gestrigen Freitag scharf kritisiert hat.

Während einer Wahlkampfveranstaltung seiner CDC Partei in Monrovia, an der über 60.000 Menschen teilnahmen, erklärte er, dass die Präsidentin den Preis nicht verdiene, da sie eine Kriegstreiberin sei. Sie habe Krieg über das Land gebracht und sei für dessen Verwüstung verantwortlich. Ellen Johnson-Sirleaf wird vom Nobelpreiskomitee für das genaue Gegenteil ausgezeichnet, nämlich für ihren gewaltlosen Kampf für die volle Einbindung der Frauen in den Versöhnungsprozess.

Für besonderen Ärger bei der Opposition führte allerdings der Zeitpunkt der Bekanntgabe des Nobelpreises, vier Tage vor den Präsidentschaftswahlen. Das ist für Tubman ein „provokativer Eingriff“, der den Ausgang der Wahlen deutlich beeinflussen könnte. Der Vorsitzende des Nobelpreiskomitees, Thorbjoern Jagland, hat bereits am Freitag in Oslo deutlich gemacht, dass es sich bei der Verleihung nicht um einen Versuch der Einmischung handle.

Alle drei Frauen seien ausschließlich für ihre friedlichen Bemühungen um die Sicherheit und die Rechte der Frauen in ihren Ländern ausgezeichnet worden. Außer der liberianischen Präsidentin werden auch noch ihre Landsfrau Leymah Gbowee, die als Friedensaktivistin arbeitet, und die Jemenitin Tawakul Karman, die eine führende Rolle in der Demokratiebewegung ihres Landes inne hat, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.