Charles Taylor zu 50 Jahren Haft verurteilt

sierraleone.gifDer ehemalige Staatspräsident Liberias, Charles Taylor, ist von dem UN-Sondertribunal für Sierra Leone in Den Haag zu 50 Jahren Haft verurteilt worden. Während des Bürgerkrieges in Sierra Leone von 1991 bis 2001 hatte der heute 64-jährige Taylor, als Präsident des benachbarten Liberias, die äußerst grausamen Rebellen mit Waffen unterstützt und im Austausch sogenannte „Blutdiamanten“ erhalten.

Der ehemalige Staatspräsident Liberias, Charles Taylor, ist für seine direkte Unterstützung der Kriegsverbrechen im Nachbarland Sierra Leone zu 50 Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil wurde heute vom UN-Sondertribunal für Sierra Leone in Den Haag verkündet. Das von den Vereinten Nationen unterstützte Gericht befand den 64-jährigen Taylor bereits vergangenen Monat in elf Punkten für schuldig, darunter Mord und Vergewaltigung. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Strafe von 80 Jahren gefordert, während Taylor auf unschuldig plädierte.

Staatsanwältin Brenda Hollis vertrat die hohe Forderung während des Prozesses mit dem Verweis auf die Schwere und Häufigkeit der Taten: „Die gewollt brutalen und schonungslosen Verbrechen, die begangen wurden, umfassten öffentliche Hinrichtungen und Verstümmelungen von Zivilisten, die Zurschaustellung von abgetrennten Köpfen an Checkpoints […], öffentliche Vergewaltigungen an Frauen und Kindern, sowie die Verbrennung von Menschen in ihren Häusern.“

Die Verteidigung hatte im Gegenzug einen Freispruch ihres Mandanten gefordert, mit dem Verweis darauf, dass Taylor als Präsident des Nachbarlandes Liberia nicht direkt für die Kriegsverbrechen in Sierra Leone verantwortlich zu machen sei. Er habe die Rebellen, die die Kriegsverbrechen in dem westafrikanischen Staat während des Bürgerkrieges von 1991 bis 2001 begangen haben, lediglich indirekt unterstützt und nicht angeführt.

Während des Bürgerkrieges hatte Charles Taylor die Rebellen der Revolutionären Vereinigten Front, die auch vor der Rekrutierung von Kindersoldaten nicht zurück schreckten, mit Waffen versorgt und im Austausch Diamanten („Blutdiamanten“) erhalten. Der Vorsitzende Richter Richard Lussick betonte bei der etwa 45 Minuten dauernden Urteilsverkündung, dass Taylor für seine Unterstützung und Begünstigung einiger der schwersten und brutalsten Kriegsverbrechen in der Geschichte verurteilt wird. Schätzungen zufolge starben während des Bürgerkrieges bis zu 250.000 Menschen.

Es wird erwartet, dass die Verteidigung Berufung gegen das Urteil einlegt. Beobachter schätzen, dass ein Berufungsprozess weitere sechs Monate dauern könnte. Der langwierige Prozess, der heute zu einem Abschluss gekommen ist, hatte 2007 begonnen und für viel mediales Aufsehen gesorgt, insbesondere als das britische Top-Model Naomi Campbell als Zeugin aussagte. Dem Verfahren kommt auch eine historische Bedeutung zu, da es das erste Mal seit den Nürnberger Prozessen ist, dass ein ehemaliges Staatsoberhaupt von einem internationalen Gericht für seine Taten bestraft wird.