Kenias Mittelschicht streikt

kenia.gif Vor drei Wochen legten viele Lehrer aus öffentlichen Schulen in Kenia ihre Arbeit nieder. Sie fordern höhere Löhne und eine bessere Ausstattung der Schulen. Inzwischen haben sich auch Dozenten und Angestellte der Universitäten sowie Ärzte und Gesundheitspersonal dem landesweiten Streik angeschlossen.

Die Streiks im öffentlichen Sektor in Kenia nehmen auch nach drei Wochen keinen Abbruch. Beteiligt sind hauptsächlich Lehrer, medizinische Mitarbeiter im Gesundheitssektor sowie Lehrer und Angestellte der öffentlichen Universitäten. Gefordert werden nicht nur höhere Löhne sondern auch eine bessere Ausstattung für Bildungseinrichtungen und Krankenhäuser. Bisher blieben alle Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und Vertretern der Regierung ohne Ergebnis.

Den Startschuss für den landesweiten Streik im öffentlichen Sektor gaben die Lehrer. Rund eine Viertel Million Pädagogen haben seit dem 3. September ihre Arbeit niedergelegt. Sie fordern eine 300-prozentige Erhöhung ihres Gehalts, was ihnen im Jahr 1997 zugesagt jedoch nie umgesetzt worden war.

Seit 2008 ist in Kenia nicht mehr nur die Grundschulausbildung sondern auch die mittlere Schulausbildung gebührenfrei. Diese eigentlich lobenswerte Neuerung führte jedoch zu einer enormen Belastung des gesamten Bildungssystems, da gleichzeitig mit der Einführung der kostenlosen Bildungsangebote die Gelder für die Schulen gekürzt wurden. Das hatte zur Folge, dass die Klassengrößen in Kenia explodierten. Die streikenden Lehrer, vertreten hauptsächlich von der „Kenya National Union of Teachers“ (KNUT), betonen, dass ihre Forderungen nicht nur auf der Erhöhung ihres Gehalts bestehen. Sie fordern zudem eine größere Förderung des Bildungssystems und bessere Ausstattungen für die Schulen.

Drei Tage nach dem Beginn des Lehrerstreiks schlossen sich die öffentlichen Universitäten des Landes an. Nicht nur Lehrende sondern auch nicht-wissenschaftliches Personal legten ihre Arbeit nieder. Sie fordern ebenfalls höhere Löhne. Ein Angebot der Regierung lehnten die Dozenten als Beleidigung ab. Oft ist in wissenschaftlichen Kreisen in Kenia die Rede von einem Komplott der Regierung, die akademische Gemeinschaft absichtlich klein zu halten. Nicht zuletzt durch die geringe finanzielle Anerkennung.

Auch viele Ärzte und weiteres medizinisches Personal in ganz Kenia beteiligen sich inzwischen an dem Streik. Seit gut einer Woche gibt es in vielen Krankenhäusern nur noch Notversorgung. Die Mediziner fordern ausdrücklich nicht vorrangig bessere Gehälter, sondern vor allem bessere Ausstattungen für die Gesundheitseinrichtungen sowie mehr Gelder für die Aus- und Weiterbildung der medizinischen Angestellten. Dem Versprechen der Regierung im vergangenen Jahr 200 weitere Ärzte an öffentlichen Krankenhäusern einzustellen sei nicht nachgekommen worden, so die Streikenden. Zudem seien Gelder, die für Fortbildungen vorgesehen waren, auf unerklärliche Weise verschwunden.

Das afrikanische Nachrichtenportal Afriquejet sieht in den anhaltenden und sich weiter ausweitenden Streiks im öffentlichen Sektor Kenias nicht zuletzt eine Reaktion der Mittelschicht auf die steigenden Lebenshaltungskosten. Die Wirtschaft Kenias ist in den vergangenen Jahren gewachsen, zentrale gesellschaftliche Sektoren wie Bildung und Gesundheit bleiben jedoch auf der Strecke. Und auch die Menschen, die in diesen Sektoren arbeiten.