Ägypten: Kandidaten der Stichwahl stehen fest

aegypten.gif Ein Islamist und ein ehemaliger Minister in der Ära Mubarak werden zur Stichwahl um das Präsidentenamt in Ägypten antreten. Das gab die Wahlkommission am Montag bekannt. Die Vorwürfe von fünf anderen Kandidaten, es habe grobe Verstöße gegen die Wahlordnung gegeben, hatte die Kommission zurückgewiesen.

Am Montag gab die Wahlkommission in Ägypten bekannt, welche beiden Kandidaten zur Stichwahl um das Amt des Präsidenten antreten werden. Keinem der insgesamt dreizehn Kandidaten gelang es, im ersten Durchgang eine Mehrheit zu erlangen, was die Stichwahl zur Folge hat. Mohammed Mursi erhielt im ersten Wahlgang mit 5,8 Millionen die meisten Stimmen, gefolgt von Ahmed Schafik, der 5,5 Millionen Stimmen bekam. Die Versuche von fünf unterlegenen Kandidaten, die Wahl anzufechten, blieben vor der Wahlkommission erfolglos. Sie hatten Vorwürfe geäußert, es habe umfassende Wählerbeeinflussungen und Stimmenkauf im großen Stil gegeben. Die Wahlkommission bestätigte diese Kritik nicht. Damit werden am 16. und 17. Juni mit Mursi ein Islamist und mit Schafik ein Mann des ehemaligen Mubarak-Regimes bei der Stichwahl gegeneinander antreten.

Mursi ist der Parteivorsitzende der Muslimbrüder. Für diese hätte eigentlich Chairat al-Schater, der zweite Vorsitzende ins Rennen um das Präsidentenamt gehen sollen. Dessen Kandidatur wurde jedoch zurückgewiesen, da er bereits eine Gefängnisstrafe verbüßt hat. Mursi war damit nur die zweite Wahl der Muslimbrüder und stand bei den meisten Experten nicht auf der Liste der Favoriten. Der 60-jährige wurde im Nil-Delta geboren und ist studierter Ingenieur. Er steht zusammen mit seiner Partei für eine Ausweitung islamistischer Werte in Ägypten. Sein gutes Ergebnis in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hat Mursi sicher nicht zuletzt der großen Popularität der Muslimbrüder zu verdanken. Er selbst gilt als wenig charismatisch, führte jedoch einen sehr engagierten Wahlkampf.

Die Kandidatur des zweiten Anwärters auf das Amt des Präsidenten in der kommenden Stichwahl, Schafik, wurde nicht nur nach der Meinung des linken Kandidaten Hamdien Sabbahi, der bei der Wahl auf dem dritten Platz landete, als unrechtmäßig bezeichnet. Denn in der Wahlordnung wurde festgelegt, dass Vertreter des alten Regimes von Hosni Mubarak nicht zur Wahl antreten dürfen. Schafik machte zunächst Karriere im ägyptischen Militär, als Mubarak im Januar vergangenen Jahres gestürzt wurde, hatte er das Ministeramt für Zivilluftfahrt inne. Später distanzierte sich Schafik von Mubarak und dessen Politik. Besonders bei den jungen Menschen, die die Revolution in Ägypten initiierten, ist Schafik jedoch weiterhin verhasst.