Ägypten: Ein Jahr nach der Revolution

aegypten.gif In Ägypten feierten am Mittwoch hunderttausende Menschen den ersten Jahrestag der Revolution. Die größte Versammlung fand auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo statt, wo vor genau einem Jahr die Massenproteste begannen, die zum Sturz des Diktators Mubarak führten.

Vor genau einem Jahr begannen die Massenproteste auf dem Tahrir-Platz in Ägyptens Hauptstadt Kairo. Hunderttausende Menschen kamen am Mittwoch an diesem geschichtsträchtigen Ort und auch in anderen Regionen des Landes zusammen, um den ersten Jubiläumstag des Revolutionsbeginns zu feiern. Die Kundgebung auf dem Tahrir-Platz blieb weitgehend friedlich. Berichtet wurde ausschließlich von kleineren Auseinandersetzungen von Anhängern der verschiedenen Aktionsbündnisse, die zu den Feierlichkeiten aufgerufen hatten.

Die Freude über den Sturz des „Ewigen Pharaos“ Hosni Mubarak haben die Menschen auf dem Tahrir-Platz gemein, was die Vorstellungen über die Zukunft Ägyptens betrifft, spaltet sich die Bevölkerung jedoch ganz offensichtlich in unterschiedliche Lager. Reporter vor Ort berichten von Menschen, die zum Tahrir-Platz gekommen sind, um den Wahlsieg der Islamisten zu feiern. Die Partei der Muslimbrüder und die salafistische Nur-Partei hatten bei den Parlamentswahlen in Ägypten zusammen über 70 % der Stimmen gewonnen, während die liberalen Parteien nur wenige der knapp 500 Plätze im neuen Parlament für sich ergattern konnten. Andere Menschen sind am Mittwoch auf den Tahrir-Platz gekommen, um den Märtyrern der Revolution zu gedenken. Während der Massenproteste vor einem Jahr sind etwa 850 Demonstranten getötet worden. Wieder andere Teilnehmer der Feierlichkeiten zum Jubiläum der Revolution auf dem Tahrir-Platz riefen Anti-Militär-Slogans und fordern vom Militärrat, der nach dem Sturz Mubaraks vorübergehend die Macht in Ägypten übernahm, den sofortigen Rückzug aus der Regierung. Sie sind unzufrieden mit dem Ergebnis der Revolution und geben lautstark kund, dass diese noch nicht vorbei ist.

Die Mehrheit der Ägypter scheint jedoch genug zuhaben von Revolution und Protesten, wie viele Journalisten vor Ort berichten. Ein Nebeneffekt der Unruhen in Ägypten war nicht zuletzt ein starker Einbruch des Tourismus, der für viele Menschen dort den Lebensunterhalt sichert. Auch ein Jahr nach der Revolution sind die Touristen nicht in gewohnter Zahl in das einst so beliebte Urlaubsland zurückgekehrt. Im vergangenen Jahr kamen rund ein Drittel weniger Besucher nach Ägypten als im Jahr davor. Ob die Touristen 2012 wieder Vertrauen in die Sicherheit des Landes haben werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Auch der Wahlsieg der Islamisten könnte in Zukunft ein Problem für die ägyptische Tourismusbranche bedeuten.