Wahlen in Ägypten: Liberale nur auf Platz 3

aegypten.gif Ersten Schätzungen zufolge sind die islamistischen Parteien die Sieger der ersten Teilrunde der Parlamentswahlen in Ägypten. Die meisten Stimmen bekam demnach wie erwartet die Partei der Muslimbruderschaft. Überraschend dagegen ist das gute Ergebnis der salafistischen Nur-Partei. Die liberale „Ägyptische Allianz“ schaffte es in der Abstimmung nur auf den dritten Rang.

Am Montag und Dienstag dieser Woche fand die erste von drei Runden der ersten freien Parlamentswahlen nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak zu Beginn des Jahres in Ägypten statt. Gewählt wurde in der Hauptstadt Kairo, in Alexandria sowie in sieben weiteren Landesteilen. Die Wahlbeteiligung war mit 62 % so hoch wie noch nie in der Geschichte des Landes. Das teilte der Vorsitzende der Wahlkommission den Medien am Freitagabend mit. In den noch ausstehenden Wahlbezirken wird in den kommenden zwei Monaten gewählt werden.

Offizielle Angaben über das Ergebnis der Wahl liegen noch nicht vor. Aufgrund der hohen Wahlbeteiligung musste die Bekanntgabe des Wahlergebnisses bereits zweimal verschoben werden. Dennoch scheint sich eine deutliche Tendenz zugunsten der islamistischen Parteien in Ägypten abzuzeichnen. Schätzungen zufolge haben die Islamisten bis zu zwei Drittel der Stimmen erhalten. Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit der Muslimbruderschaft konnte nach eigenen Angaben mindestens 40 % der Wählerstimmen für sich gewinnen.

Überraschend gut haben inoffiziellen Angaben zufolge auch die Salafisten mit ihrer Nur-Partei abgeschnitten. Sie sollen rund 20 % der Stimmen erhalten haben. Die Salafisten vertreten eine radikale Form des Islam. Sie fordern eine strengere Auslegung des Islam in Ägypten sowie strengere religiöse Gesetze. Die Nur-Partei trat zum ersten Mal bei Parlamentswahlen an. Im Vorfeld der Wahlen wurde den Salafisten keine großen Chancen eingerechnet.

Nur auf Platz drei in der ersten Wahlrunde liegt die "Ägyptische Allianz", ein Zusammenschluss liberaler und säkularer Parteien. Sollte sich dieser Trend in den noch ausstehenden Wahlbezirken bestätigen, haben die islamistischen Parteien der Muslimbruderschaft zusammen mit der Nur-Partei eine große Mehrheit im neuen ägyptischen Parlament. Der Vorsitzende der Muslimbruderschaft kündigte jedoch bereits im Vorfeld der Wahlen an, an einer Koalition mit der Partei der Salafisten kein Interesse zu haben. Am Freitag bestätigte die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, es gäbe bisher keine Gespräche zwischen den beiden islamistischen Parteien über eine mögliche gemeinsame Regierungsbildung.