Proteste in Ägypten weiten sich aus – ElBaradei kehrt zurück

aegypten.gifIn Ägypten reißen die landesweiten Proteste gegen das autoritäre Regime auch am dritten Tag in Folge nicht ab. In etlichen Städten kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Außerdem kehrte der Friedensnobelpreisträger ElBaradei heute nach Ägypten zurück und kündigte an, sich an den Protesten zu beteiligen. ElBaradei gilt als der stärkste Konkurrent des seit 30 Jahren amtierenden Präsidenten Hosni Mubarak.

Die Proteste gegen den langjährigen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak dauern den dritten Tag in Folge an. Während die Polizei sich am ersten Tag der Proteste noch weitgehend deeskalierend verhielt, hat sie mittlerweile ihre Taktik geändert und geht mit äußerster Härte gegen die Proteste vor. In Kairo, der Hauptstadt des Landes, versammelten sich mehrere Dutzend Regierungskritiker vor dem Außenministerium.

In der industriell geprägten Stadt Ismailia kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und einigen hundert Demonstranten, die mit Steinen und Molotov-Cocktails bewaffnet waren. Die Polizei ging mit Gummigeschossen, Tränengas, Wasserwerfern und Knüppeln gegen die Protestierenden vor.

Auch in anderen Städten setzten sich die Demonstrationen fort. In Suez, wo es bereits am Mittwoch zu schweren Zusammenstößen kam, forderten wieder Hunderte den Rücktritt des seit 30 Jahren regierenden Präsidenten Mubarak. Augenzeugenberichten zufolge wurden viele Regierungskritiker von der Polizei verprügelt und anschließend gefangen genommen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass in der Stadt eine Polizeiwache angezündet wurde.

Seit Ausbruch der Proteste am Dienstag sind laut Auskunft der nationalen Medien bereits sechs Menschen getötet worden, mehrere Hundert verletzt und bis zu 1.000 Menschen verhaftet worden.

Organisiert wird der Protest bislang weniger von den Oppositionsgruppen im Land – die seit Jahren von der Regierung systematisch unterdrückt werden – sondern vielmehr durch die direkte Vernetzung der Regierungskritiker über Onlinenetzwerke. Auch für den morgigen Freitag wurde dort wieder zu landesweiten Protesten aufgerufen. Nach dem Freitagsgebet sollen die Menschen sich auf der Straße versammeln, egal ob christlich oder muslimisch. Ein entsprechender Aufruf auf Facebook hatte innerhalb von 24 Stunden mehr als 55.000 Unterstützer.

Die Regierung schweigt bisher weiter zu den Protesten. Stattdessen bekommt die Opposition Unterstützung von dem ägyptischen Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei, der heute in sein Land zurückkehrte, um dort an den Protesten teilzunehmen. ElBaradei war jahrelang Generaldirektor der internationalen Atomenergiebehörde und gilt als einer der schärfsten Konkurrenten um die Macht für Mubarak.

ElBaradei sagte heute vor seinem Abflug in Wien, dass er an den morgigen Protesten teilnehmen werde und dass Ägypten sich an einem Scheideweg befinde. Darüber hinaus teilte er mit, dass er bereit sei, einen friedlichen Wechsel in Ägypten anzuführen, falls dies der Wunsch der Menschen sei. Mit einem populären Oppositionellen an der Spitze würden die Proteste in Ägypten deutlich an Brisanz gewinnen.