Uganda: Zeitung ruft zu Lynchjustiz an Homosexuellen auf

uganda.gifIn Uganda veröffentlicht eine Zeitung seit geraumer Zeit Fotos und Namen von Homosexuellen und fordert die Bevölkerung zur Selbstjustiz auf. Am 13. Dezember entscheidet der Oberste Gerichtshof über den Fall. Menschenrechtsaktivisten haben eine einstweilige Verfügung gegen die Zeitung erwirkt, welche dennoch weiter Bilder veröffentlichten will. Viele Homosexuelle sind aus Angst vor Gewalt untergetaucht. Die Zeitung hatte die ersten Bilder unter der Überschrift „Hängt Sie!“ publiziert.

Die ugandische Zeitung „Rolling Stone“ hat angekündigt, weiterhin die Namen und Fotos von Homosexuellen abzudrucken. Die Zeitung hatte vergangenen Monat bereits einige Bilder mit der Überschrift „Hängt Sie!“ veröffentlicht. Drei homosexuelle Aktivisten, zwei Männer und eine Frau, die von der Hetzkampagne betroffen sind, erwirkten daraufhin am 1. November eine einstweilige Verfügung, die der Zeitung die Veröffentlichung aufgrund des Schutzes der Privatsphäre verbietet.

Ein Richter des Obersten Gerichtshofs vertagte nach einer Anhörung das Urteil auf den 13. Dezember. Nun ist ein Streit darüber entbrannt, ob die einstweilige Verfügung bis zu diesem Zeitpunkt Gültigkeit besitzt. Der 22-jährige Herausgeber der Zeitung, Giles Muhame, behauptet, dass die Verfügung nur vom 1. bis zum 26. November (dem Tag der Anhörung) gültig war, und hat deshalb angekündigt, bis zum Urteilsspruch noch möglichst viele Namen zu veröffentlichen.

Frank Mugisha, Chef der Menschenrechtsgruppe „Sexual Minorities Uganda“ geht dagegen davon aus, dass die einstweilige Verfügung ihre Gültigkeit bis zum endgültigen Urteil am 13. Dezember behält. Bisher hat die Zeitung „Rolling Stone“ 29 Photos mit Namen und zum Teil sogar Adressen veröffentlicht. Muhame kündigte an, insgesamt eine Liste von 100 Namen veröffentlichen zu wollen.

Der Herausgeber Muhame erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass er hoffe, dass Selbstjustiz ausgeübt werde. Er meinte weiterhin, dass einige Ugander danach verlangten, Homosexuelle öffentlich zu hängen oder sogar lebendig zu begraben.

Frank Mugisha der für die Rechte der Homosexuellen im Land kämpft berichtet, dass es nach Veröffentlichung der Zeitung zu zahlreichen Angriffen auf Schwule und Lesben kam und viele der genannten Personen sich aus Angst versteckt haben.

Nur wenige Afrikaner bekennen sich öffentlich zu ihrer Homosexualität, da sie Gewalt, Jobverlust und Gefängnisstrafen fürchten. In Afrika wird Homosexualität häufig als westlicher Import und schwere Störung angesehen, weshalb Homophobie sehr weit verbreitet ist. In 37 afrikanischen Ländern ist Homosexualität verboten und wird von den Behörden verfolgt.

Auch bei Ugandas Nachbar Kenia ist die Diskussion um Schwule und Lesben wieder voll entbrannt, nachdem der Premierminister Raila Odinga die Verhaftung von Homosexuellen angeordnet hatte. Odinga bezeichnete ihr Verhalten als ungesetzlich und unnötig, da es in Kenia mehr Frauen als Männer gäbe.

In Uganda gibt es sogar einen Gesetzentwurf, der die Todesstrafe für Homosexuelle fordert. US-Präsident Barack Obama bezeichnete den Vorschlag als „abscheulich“. Dass der Gesetzentwurf angenommen wird, ist allerdings auch im homophoben Uganda nicht zu erwarten.