Überwintern in Las Palmas – Stadtleben auf den Kanarischen Inseln

Reisebericht KanarenUnter den Globetrottern und Touristen sind die Kanarischen Inseln schon lange ein Traumziel: Subtropisches Klima sorgt das ganze Jahr über für angenehm warme Temperaturen bei wenig Niederschlag. Die Zugehörigkeit zu Spanien und damit zum Raum der Europäischen Union (EU) macht das Reisen einfach, von der Krankenversorgung über andere westliche Standards bis hin zum Euro als Zahlungsmittel. Langsam aber sicher entwickelt sich auf der Inselgruppe vor Afrika aber auch eine Szene, in der die sogenannten Digital Nomads für die düsteren Wintermonate ihr mobiles Büro nach Las Palmas verlegen.

Denn für Freiberufler, die ihre Arbeit überwiegend vom Computer aus erledigen, bietet die kanarische Hauptstadt Las Palmas die notwendige Infrastruktur. Schnelles Internet, bezahlbare Unterkünfte und Gemeinschaftsbüros sowie überschaubare Formalien sind für die Menschen, die auf die Möglichkeiten der neuen Arbeitswelten setzen, genauso wichtig wie gutes Wetter, saubere Strände und vielfältiges Freizeitangebot. Las Palmas de Gran Canaria mit seinen etwa 400.00 Einwohnern macht es einem einfach, auch über Monate hinweg nicht gelangweilt zu werden.

Neue Regelungen für Privatvermietungen erleichtern die Quartierwahl
Ein ganz entscheidender Punkt für die Attraktivität eines warmen Zielorts ist die Unterkunft. Über Jahrzehnte hinweg hatten die Selbstverwaltungen der Kanarischen Inseln die Besucher ganz gezielt in touristische Zentren gelenkt. Erst seit etwa zwei Jahren wurde die Vermietung von privat deutlich vereinfacht. Früher war es fast ausschließlich der Süden Gran Canarias, in dem Gäste unterkamen. Heute ist es problemlos auch möglich, über AirBnB oder andere Vermittlungsplattformen für Monate eine Wohnung im Stadtzentrum von Las Palmas zu mieten und so dicht am Leben der Einheimischen teilzunehmen.

Wer sich auf die Suche macht, sollte nach drei Stadtteilen Ausschau halten: Vegueta ist die Altstadt, die mit mittelalterlicher Architektur, engen Gassen, der Kathedrale und vielen Bars verzaubert. Jeden Donnerstag gibt es eine Tapas-Nacht, in der alle Restaurants Wein und Tapas zum kleinen Preis anbieten und sonntags einen Wochenmarkt. Unter der Woche wird hier noch traditionell Siesta gehalten zwischen 14.00 und 17.00 Uhr. In der Neustadt, Tirana, liegt die Fußgängerzone, finden sich Co-Working-Spaces, Restaurants, die Markthalle und der zentrale Omnibusbahnhof, von dem aus im Grunde alle Orte der Insel einfach zu erreichen sind. In Santa Catalina dann findet sich der Stadtstrand Las Canteras mit kilometerlanger Promenade und Hotspots für Surfer, eine lebendige Discoszene – und dennoch leben hier weiterhin viele Einheimischen, die das Preisniveau erträglich halten.

Austausch mit anderen Reisenden suchen
Allein bleibt man in Las Palmas eigentlich nie, die Inselbewohner gelten zu Recht als passionierte Gastgeber. Ohne Spanischkenntnisse ist das tiefer gehende Gespräch dennoch oft schwierig. Um neue Freunde zu finden, gemeinsam Unternehmungen zu planen oder sich fachlich auszutauschen, empfiehlt sich, die sozialen Netzwerke zu nutzen. Auf Facebook etwa existieren diverse Gruppen, die sich mit dem Expat-Leben in Las Palmas und auf den Kanarischen Inseln beschäftigen. Auf der Plattform Meetup organisieren sich nicht nur digitale Nomaden, sondern beispielsweise auch Erasmus-Studenten. So können unkompliziert Begegnungen stattfinden und Tipps weitergegeben werden – denn das Leben in der Fremde stellt für Einwanderer auf Zeit eben andere Fragen als für die Ort geborenen Bürger.

Unschlagbar bleibt dabei die Atmosphäre. Las Palmas ist selbst als Großstadt angenehm langsam und entspannt, Meetings finden in Cafés unter Sonnenschein statt, Steuerprivilegien machen Genussmittel wie alkoholische Getränke billiger als auf dem Festland. Aggressive Kriminalität ist auf Gran Canaria selten, denn Täter können von der Insel ja kaum entfliehen. Trotz liberaler Drogenpolitik achten die Einwohner und Gäste den Wunsch nach Intimsphäre. Selbst bei den großen Festen wie Karneval, Sylvester oder Paraden rund um Jacht- oder Kreuzfahrthafen käme in Las Palmas niemand auf die Idee, andere Menschen zu bedrängen. Die Polizei ist häufig auf Fahrrädern unterwegs, stets präsent als wirklicher Freund und Helfer.

Tipps zum Eingewöhnen in Las Palmas
Ist das Quartier gebucht und der günstige Flug gebucht, sind die anderen Reisevorbereitungen denkbar einfach. Der Personalausweis reicht für die Einreise, mit Bus oder Taxi ist man in zwanzig Minuten vom Flughafen in der Hauptstadt. Bezahlt wird per Karte oder bar in Euro – alles kein Problem. Internet ist in fast allen Unterkünften und in Bars und Cafés sowieso vorhanden. Was sich lohnt, ist schnell eine Citykarte zu besorgen, die nicht nur die innerstädtischen Busfahrten verbilligt, sondern auch das Ausleihen von Fahrrädern ermöglicht. Las Palmas hat ein gutes Netz von Verleihstellen öffentlicher Drahtesel aufgebaut.

Um den Vibe der Stadt zu fühlen, lohnt es sich unbedingt, Lokalitäten zu besuchen, die unter den Einheimischen beliebt sind. Am Rande der Altstadt ist das etwa donnerstags und freitags der Paperclub angesagt, am Wochenende tanzen die Bürger gerne bis zum Morgengrauen in der Open-Air-Disco Kopas oder trinken auf der einer Dachterassen wie der La Azotea De Benito mit Ausblick einen Gin-Tonic, Rum-Cola oder Cocktail. Der einzige Punk-Klub der Stadt heißt übrigens PKDK und verbirgt sich im Keller eines Tattoo-Studios.

Auf der Ostseite der Stadt treffen sich auf der Promenade die Jogger und Fitnessfreaks oder lassen einfach die Seele baumeln. Strandleben ist in Las Canteras angesagt, im Stadtpark Parque Doramas treffen sich Familien. Wer die Augen aufhält in Las Palmas und nur wenige Meter abseits der Hauptstraßen aufmerksam herumschaut, wird über Monate hinweg jeden Tag etwas neues entdecken, das nicht vom Geldbeutel abhängt. Vielleicht zieht es Sie ja zu den Fußballspielen der spanischen Erstligaklubs UD Las Palmas im Estadio de Gran Canaria, besuchen Sie eines der Museen oder erkunden den Botanischen Garten. In jedem Fall dürfte es Ihnen wie vielen anderen ergehen, die sich schon bei ihrem ersten Besuch in Las Palmas verlieben und anschließend regelmäßig zurückkehren.