Bis zu 50.000 Menschen fliehen vor Stammesgewalt im Südsudan

suedsudan-s.gifEtwa 6.000 bewaffnete Stammesangehörige der Lou Nuer haben die abgelegene Stadt Pibor im Osten des Südsudan überfallen. Grund für den Angriff sind Stammesstreitigkeiten mit den verfeindeten Murle, bei denen es sich um Viehdiebstähle dreht. Mitarbeiter der Vereinten Nationen vor Ort schätzen, dass bis zu 50.000 Menschen bereits vor den Kämpfen geflohen sind und sich im Busch versteckt halten.

Schätzungsweise 6.000 bewaffnete Kämpfer des Lou Nuer Stammes haben heute die abgelegene Grenzstadt Pibor im Osten des Südsudan überfallen. Bereits seit über einer Woche ziehen die Krieger plündernd durch die Jonglei-Provinz und haben in dieser Zeit bereits zahlreiche Dörfer verwüstet. Grund für die Gewalt sind Viehdiebstähle des verfeindeten Murle Stammes.

Die aktuelle Lage in Pibor ist unklar. Einige hundert Polizisten und Einheiten der UN-Friedensmission, die sich in der Stadt befinden, waren den Angreifern zahlenmäßig deutlich unterlegen. Augenzeugen berichten, dass die Einheiten der Vereinten Nationen sich darum bemühen, das Stadtzentrum unter Kontrolle zu halten. Ein Krankenhaus, das von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen betrieben wird, soll jedoch übernommen worden sein.

Viele der 6.000 Lou Nuer Kämpfer sollen mittlerweile Richtung Südosten aus der Stadt abgezogen sein. Über die Anzahl der bei dem Angriff getöteten Personen gibt es bisher keine Informationen. Seit der Eskalation der Stammesstreitigkeiten in den vergangenen Monaten sollen jedoch bereits um die 1.000 Menschen getötet worden sein.

Lise Grande, die stellvertretende UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Südsudan, schätzt, dass zwischen 20.000 bis 50.000 Menschen vor den Angriffen geflüchtet sind. Die Lage der Flüchtlinge sei kritisch, da sie sich ohne Nahrung, Wasser und Schutz im Busch vor den Angreifern verstecken.

Der südsudanesische Präsident Salva Kiir hat die Lou Nuer dazu aufgerufen, ihre Angriffe umgehend einzustellen und in ihre Stammesgebiete zurückzukehren. Ein Sprecher des Militärs berichtet, dass 2.000 zusätzliche Soldaten auf ihrem Weg nach Pibor sind. UN-Quellen zufolge sollen zudem weitere Polizeieinheiten unterwegs in die Stadt sein.

Rinder spielen in den traditionellen Stammesgemeinschaften im Südsudan eine wichtige Rolle und seit Jahren kommt es zwischen verfeindeten Stämmen immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen wegen Viehdiebstählen. Aufgrund des jahrelangen Bürgerkrieges zwischen dem Südsudan und dem Norden sind sehr viele Waffen im Umlauf, wodurch auch die Stammeskonflikte verschärft werden.