Südsudan: Wie gründet man einen Staat?

suedsudan-s.gifAm Samstag, dem 09. Juli, wird der Südsudan zur jüngsten Nation der Welt. Bei der Gründung eines neuen Staates gilt es aber vieles zu beachten. Neue Pässe, eigene Währung, Briefmarken, eine Nationalhymne, die passende Internet-Domain, der Beitritt zur UN und das eigene Fußballteam – Afrika-Travel gibt einen kurzen Überblick über große und kleine Probleme bei der Staatsgründung.

Morgen, am 09. Juli 2011, wird der Südsudan durch die offizielle Erklärung der Unabhängigkeit vom Sudan zur jüngsten Nation der Welt. Aber was gilt es für die junge Nation alles zu beachten bei diesem historischen Schritt? Eine eigene Währung, Briefmarken, eine Nationalhymne, eine passende Internet-Domain und natürlich ein eigenes Fußballteam – das sind nur einige der Aufgaben, die es zu erledigen gilt.

Bei der großen Unabhängigkeitsfeier am Samstag soll natürlich die neue Nationalhymne erschallen und nicht nur das, auch alle Südsudanesen sollen sie mitsingen können. Die Regierung des Südsudan hat im Vorfeld einen Wettbewerb ausgeschrieben, der jeden dazu eingeladen hat, eine neue Hymne für das Land zu schreiben. Gewonnen hat der Beitrag von Studenten und Professoren der Universität in Juba. Daraufhin wurden Sänger in alle Landesteile entsandt, damit alle Bürger den Text kennen.

Die neue Währung hingegen wird noch etwas auf sich warten lassen. Die Mitglieder des Verantwortlichen Komitees sind sich noch nicht einig darüber, ob politische Persönlichkeiten oder natürliche Sehenswürdigkeiten des Landes auf den Geldscheinen abgebildet werden sollen.

Auch eigene Briefmarken werden noch etwas auf sich warten lassen. Sie dienen ebenso wie Geldscheine zur Stärkung der nationalen Identität und werden daher meistens sehr schnell nach der Gründung in Umlauf gebracht. Bis es soweit ist, werden vermutlich jedoch zunächst provisorische, lokale Briefmarkendrucke Verwendung finden, die für Philatelisten von hohem Interesse sind. Einen eigenen Postdienstleister wird der Südsudan nur mit der Hilfe der Universal Postal Union (UPA) organisieren könne, was erst möglich ist, wenn das Land auch Mitglied der Vereinten Nationen ist. Bis dahin wir die Post weiterhin vom Postdienstleister des Sudan ausgetragen.

Der Beitritt in die Vereinten Nationen ist außenpolitisch der wichtigste Schritt für ein neu gegründetes Land. Dieser Schritt könnte allerdings eine Art Reise nach Jerusalem werden, da alle Plätze in der Generalversammlung belegt sind. Derzeit wird überlegt eine extra Tischreihe anzubauen oder eines der zwei nicht ständigen Mitglieder aus der Generalversammlung an den Rand des Saales zu verlegen.

Hinzu kommen Probleme mit dem Anschluss an das elektronische Wahlsystem der Generalversammlung und die Frage, wo genau der Abgeordnete des Landes sitzen soll – die Sitzanordnung ist alphabetisch organisiert, die Sitzposition hängt also davon ab, ob das Land sich als Republik Südsudan (Sitzplatz neben der Republik Moldau) oder nur mit dem Kurztitel Südsudan (Sitzplatz neben Südafrika) eintragen lässt.

Wenigstens die Formalitäten des Beitritts werden schnell erledigt sein: Am 13. Juli wird der Sicherheitsrat eine Empfehlung zur Aufnahme aussprechen, über die die Generalversammlung am nächsten Tag abstimmt. Anschließend wird der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, vor dem Gebäude die 193. Flagge hissen. Der Beitritt zur UN ermöglicht es dem Südsudan auch, anderen wichtigen Institutionen, wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds beizutreten.

Als volles Mitglied der Vereinten Nationen erhält das Land anschließend von der International Organization for Standardization (ISO) ein offizielles, dreistelliges Länderkürzel und ein zweistelliges Internet-Domain Suffix zugewiesen. Neue Staaten können sich im Vorfeld um ein bestimmtes Kürzel bewerben, das sich aus Buchstaben ihres Landesnamen zusammensetzt. Die Domain „.sd“ gehört jedoch schon dem Sudan und „.su“ wurde früher der Sowjetunion zugewiesen. Beworben hat sich der Südsudan daher um das Kürzel „.ss“, was sie allerdings aufgrund der negativen Assoziationen mit den Nationalsozialisten vermutlich nicht genehmigt bekommen.

Was fehlt? Natürlich die eigene Fußballnationalmannschaft. Die gibt es auch schon, trainieren müssen sie aber noch auf einem staubigen Platz mit spärlichen Grasbüscheln und einigen Ziegen. Das Stadium wird derzeit renoviert. Ein erstes Spiel gegen den südlichen Nachbarn Kenia ist bereits geplant.