Südafrikanische Minenarbeiter streiken weiter

suedafrika1.gif Auch drei Wochen nach der Eskalation eines Streiks in der südafrikanischen Marikana-Mine dauert dieser an. Am Mittwoch versammelten sich mehrere tausend Kumpel, um ihre Kollegen in einer weiteren Mine aufzufordern, sich ihrem Protest anzuschließen. Die Aktion verlief friedlich.

Die Arbeiter der Marikana-Mine rund 80 km westlich von Südafrikas Regierungshauptstadt Pretoria führen auch in dieser Woche ihren Streik fort. Am Dienstag kamen rund 12.000 Kumpel dem Appell nach, die Arbeit in der Mine nicht wieder aufzunehmen, nachdem am Montag vier Minenarbeiter bei erneuten Ausschreitungen verletzt worden waren. Am Mittwoch versammelten sich etwa 3000 Kumpel vor der Marikana-Mine zu einem Protestmarsch um ihren Forderungen nach höheren Löhnen Nachdruck zu verleihen. Die Kundgebung begann am Vormittag an dem Ort, an dem vor drei Wochen 34 ihrer Kameraden von der Polizei erschossen worden waren.

Die Bergleute marschierten gemeinsam zur nahe gelegenen Karee-Mine, die ebenfalls vom britisch-südafrikanischen Bergbauunternehmen Lonmin betrieben wird. Dort forderten sie die Arbeiter auf, sich ihnen anzuschließen und sie in ihrem Kampf um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu unterstützen. Der Firmenleitung der Karee-Mine wurde ein schriftliches Ultimatum überbracht, das sie zur Räumung des Bergwerks auffordert. Eine Delegation der Arbeitsvertreter wurde von Sicherheitskräften in das Gebäude begleitet.

Die Protestaktion am Mittwoch verlief ohne gewaltsame Ausschreitungen. Nach den tödlichen Ereignissen vor drei Wochen hatte die Polizei vor Ort aufgerüstet. Mehrere gepanzerte Fahrzeuge waren im Einsatz, sowie ein Fahrzeug mit Wasserwerfern. Zusätzlich beobachteten zwei Hubschrauber die Situation aus der Luft. Die streikenden Bergleute selbst hatten sich nur mit Stöcken und Knüppeln bewaffnet. Zum Beginn des Streiks hatten sie noch Macheten, Eisenstangen und ähnliche Waffen mitgebracht.

Von den 270 Minenarbeitern, die im Anschluss an die Eskalation vor drei Wochen festgenommen und wegen Mordes an ihren Kollegen angeklagt werden sollten, sind nach Angaben der Behörden in Pretoria annähernd alle wieder auf freiem Fuß. Lediglich vier oder fünf seien noch nicht offiziell entlassen worden, da sie aus gesundheitlichen Gründen noch nicht vor einem Richter erscheinen konnten.

Die Anklagen gegen die Kumpel sind vorerst vom Tisch. Die Bergarbeiter erheben nun allerdings schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Die Sicherheitskräfte hatten sich stets auf Notwehr berufen, um zu rechtfertigen, warum sie am 16. August 34 Bergleute erschossen. Nun berichten die Arbeiter von einem schwer verletzten Kollegen, der nach den Ereignissen von Polizisten aus einem Krankenbett gestoßen, misshandelt und schließlich getötet worden sein soll.