Südafrika: 270 Minenarbeiter wegen Mordes angeklagt

suedafrika1.gifVor zwei Wochen haben Polizisten vor einer Platinmine in Südafrika 34 streikende Bergarbeiter erschossen. Seit heute müssen sich 270 Minenangestellte, die an dem Vorfall beteiligt waren, vor Gericht wegen Mordes verantworten, da sie gemeinsam mit den getöteten die Sicherheitskräfte bedroht haben sollen. Derweil bemüht sich Minenbetreiber Lonmin, den seit nunmehr fast drei Wochen andauernden Streik zu beenden.

Die blutigen Szenen, die sich Mitte des Monats vor der Platinmine in Marikana abgespielt haben, haben landesweit für einen Aufschrei des Entsetzens gesorgt. Etwa 3.000 Minenarbeiter hatten dort für höhere Löhne demonstriert, bis die Polizei das Feuer auf eine Gruppe Demonstranten eröffnete, die teilweise mit Macheten und Speeren bewaffnet war und sich den Sicherheitskräften näherte. 34 Menschen wurden getötet und es handelt sich somit um den schlimmsten Zwischenfall dieser Art, seit dem Ende der Apartheid in Südafrika 1994.

Heute hat die juristische Aufarbeitungen der Geschehnisse begonnen. 270 Minenarbeiter sind wegen Mordes angeklagt, da sie Teil der Gruppe waren, die auf die Polizisten zugelaufen sei. Rechtsgrundlage für dieses Vorgehen ist ein Gesetz, welches die Verfolgung eines „gemeinsamen Tatzieles“ unter Strafe stellt. Der Sprecher der Nationalen Strafverfolgungsbehörde (NPA), Frank Lesenyego, erklärt, dass dies das normale Vorgehen in Fällen sei, bei denen eine Gruppe bewaffneter Verdächtige die Polizei bedrängt oder angreift und es zu Todesfällen kommt.

Sechs der Angeklagten befinden sich noch zur Behandlung in einem Krankenhaus, die restlichen 264 erschienen heute vor dem Amtsgericht in Ga Rankuwa, nahe der Hauptstadt Pretoria. Ihr Antrag auf Kaution wurde abgelehnt und auch jene Personen, die sich während des Vorfalles im hinteren Bereich der Gruppe befanden oder unbewaffnet waren, werden weiterhin wegen Mordes angeklagt. Vor dem Gebäude demonstrierten etwa 100 Menschen für die sofortige Freilassung der Minenarbeiter.

Von den Polizisten, die auf die Demonstranten geschossen haben, wurde keiner angeklagt. Lesenyego begründet dies damit, dass eine Untersuchungskommission gebildet wurde, die die Rolle der Sicherheitskräfte während des Blutbades separat untersuchen soll. Die Polizei sagt, dass sie das Feuer erst eröffnet hat, nachdem sie von einer großen Gruppe bewaffneter Minenarbeiter bedroht worden war.

Während die Gerichte sich um die die Aufarbeitung des tödlichen Vorfalles bemühen, bemüht sich der Minenbetreiber Lonmin darum, den seit fast drei Wochen andauernden Streik zu beenden. Nach Auskünften des Unternehmens, das zwölf Prozent der weltweiten Platinproduktion kontrolliert, erschienen heute nur sieben Prozent der Belegschaft zur Arbeit. Heute lud Lonmin Mitglieder aller Gewerkschaften zum Gespräch, um ein „Friedensabkommen“ zu erzielen und die Produktion wieder anfahren zu können.