Südafrika: Trauerfeier für getötete Minenarbeiter

suedafrika1.gifNahe der Platinmine in Marikana, wo vergangene Woche 34 streikende Minenarbeiter von der Polizei erschossen worden sind, fand heute eine große Trauerfeier statt. Mehr als 500 Menschen versammelten sich, um ihren Angehörigen und Kollegen zu Gedenken. Viele machen die Politik für das Geschehene mitverantwortlich. Minenbetreiber in Südafrika befürchten nun, dass es zu weiteren Protesten kommen könnte.

In der Nähe der Platinmine, vor der in den vergangenen Wochen über 44 Menschen bei Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gewerkschaften und der Polizei getötet worden sind, wurde heute eine große Trauerfeier veranstaltet. Über 500 Menschen drängten sich unter ein großes Sonnensegel, um ihren Kollegen die letzte Ehre zu erweisen. Auch in der prallen Sonne versammelten sich noch sehr viele weitere Angehörige der Minenarbeiter und auch in anderen Städten des Landes, wie beispielsweise Johannesburg, gab es weitere Trauerveranstaltungen.

In Marikana war die Stimmung sehr emotional und schwankte zwischen tiefer Trauer und offener Wut. Vor einer Woche hatten Polizisten vor der Platinmine in Marikana mit scharfer Munition auf eine Gruppe Streikender Minenarbeiter geschossen und 34 Personen getötet. Bei Grabenkämpfen zwischen zwei verfeindeten Gewerkschaften waren zuvor bereits 10 Menschen, darunter zwei Polizisten, getötet worden.

Während die Polizeipräsenz vor der Mine in der vergangenen Woche enorm war, um weitere Ausschreitungen zu verhindern, war die Abwesenheit der Sicherheitskräfte bei der heutigen Trauerfeier auffallend. Einige Minenarbeiter hatten Vergeltungsaktionen angedroht, für den Fall, dass die Polizisten zu der Zeremonie erscheinen.

Zahlreiche der Redner bei der Trauerfeier äußerten auch Kritik an der Regierung, die nach Meinung vieler Arbeiter die Interessen der Großindustriellen über die der Bevölkerung stellt. Einige hochrangige Mitglieder der Regierungspartei ANC haben die einflussreiche Nationale Gewerkschaft der Minenarbeiter (NUM) als Sprungbrett für ihre politische Karriere genutzt und es mittlerweile zu großem Wohlstand gebracht. Dieser Fakt war zum Teil auch der Auslöser für den vergangene Woche eskalierten Streit zwischen der NUM und der daraus hervorgegangenen, radikaleren, Vereinigung der Minen- und Bauarbeiter (AMCU).

Südafrikas Präsident Jacob Zuma hat heute bekanntgegeben, dass eine Kommission aus drei ehemaligen Richtern den tödlichen Vorfall genau untersuchen wird und zu diesem Zwecke mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet werden soll. Während die Politik sich um Schadensbegrenzung bemüht, sorgen sich die Minenbetreiber in Südafrika um ihre Gewinne.

Der in London ansässige Minenbetreiber Lonmin, in dessen Platinmine die getöteten Streikenden beschäftigt waren, musste in den letzten Wochen stark sinkende Aktienkurse hinnehmen. Die Betreiber anderer Minen in Südafrika, wo 70 Prozent der weltweiten Platinvorkommen lagern, befürchten, dass die Vorfälle in Marikana weitreichendere Proteste nach sich ziehen könnten. Der weltweite Marktführer, Anglo American Platinum, berichtet, dass er bereits Forderungen nach Lohnerhöhungen erhalten habe.