Streiks in Südafrika

suedafrika1.gifIn zahlreichen südafrikanischen Städten streikten heute die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes, um ihre Forderungen nach höheren Löhnen zu bekräftigen. Mehrere tausend Menschen blockierten in Protestmärschen die Straßen der Regierungsstädte Pretoria und Kapstadt. Die Regierung Südafrikas gerät zunehmend unter Druck, da die Gewerkschaften bereits mit einem unbefristeten Generalstreik drohen, der drastische Folgen für die Wirtschaft des Landes haben könnte.

Der öffentliche Dienst in Südafrika war heute weitgehend lahm gelegt. Etwa eine Million Angestellte im ganzen Land sind laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters dem Streikaufruf der südafrikanischen Gewerkschaften gefolgt und nicht zur Arbeit erschienen. Besonders betroffen sind Schulen, Krankenhäuser, Gerichte und Polizeistationen. An den Flughäfen des Landes sowie in den Immigrationsbehörden gab es dagegen keine nennenswerten Ausfälle.

Vor allem in Pretoria und Kapstadt demonstrierten heute Vormittag tausende Beamte für höhere Löhne. Die Straßen zu den Regierungsgebäuden der beiden Städte waren über mehrere Stunden durch die Protestzüge blockiert. Die Gewerkschaften fordern eine Lohnerhöhung für Beamte von 8,6 %, sowie einen Wohngeldzuschuss von 1000 Rand. Das Angebot der Regierung, die Gehälter um 6,5 % zu erhöhen und den Wohngeldzuschuss auf 630 Rand aufzustocken, wurde von den Verantwortlichen abgelehnt. Der Dachverband der Gewerkschaften Südafrikas, Cosatu, droht, die Streiks auszuweiten, sollten die Forderungen nicht anerkannt werden. Dem für heute als eintägigen Streik angesetzten Protest könnte ab Donnerstag ein unbefristeter Generalstreik folgen. Die Regierung um den Präsidenten Jacob Zuma gerät zunehmend unter Druck.

Bereits vor drei Jahren sorgte eine Protestwelle im öffentlichen Sektor in Südafrika für große wirtschaftliche Verluste. Um eine ähnliche Streikwelle zu vermeiden, steht Südafrikas Regierung unter starkem Handlungsdruck. Auch vor der Fußball Weltmeisterschaft im Juni gab es in Südafrika intensive Streiks, hauptsächlich im Transportwesen. Die Tatsache, dass Cosatu rund die Hälfte der insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst vertritt, macht deutlich, wie heikel die Situation ist. Sollten sie ihre Drohung wahr machen, hätte das drastische Folgen für das öffentliche Leben und nicht zuletzt die Wirtschaft des Landes. Hinzu kommt die enge Verbundenheit des Regierungspartei ANC mit dem Dachverband der Gewerkschaften. Cosatu war maßgeblich am Aufstieg Zumas zum Staatspräsidenten beteiligt und ist außerdem ein wichtiger Bündnispartner des ANC.

Beobachter der Situation gehen derzeit davon aus, dass die Regierung den Forderungen der Gewerkschaften nachgeben wird. Zwar verweisen die Verantwortlichen auf Regierungsseite weiterhin auf das Budgetdefizit im Staatshaushalt, dessen Senkung durch die umfassenden Gehaltserhöhungen unmöglich werden würde, die Machtposition der Cosatu ist aber unbestreitbar.