Sudan: Deutschland zieht Botschaftspersonal teilweise ab

sudan1.gifDas Auswärtige Amt hat einen Großteil des Botschaftspersonal aus dem Sudan abberufen. Nach der Erstürmung der Botschaft durch gewaltsame Demonstranten am Freitag, ist die Situation in der Hauptstadt Khartum weiterhin angespannt. Die deutsche Regierung wird zur Sicherheit der verbleibenden Diplomaten weitere Sicherheitskräfte in die Region entsenden. Islamische Geistliche riefen weltweit zu Besonnenheit auf.

Das Auswärtige Amt hat einen Teil des Botschaftspersonals aus der ständigen Vertretung in Sudans Hauptstadt Khartum abgezogen. Die Botschaft war am Freitag Ziel eines Angriffes erzürnter Muslime gewesen, die das Gebäude erstürmten und in Brand steckten. Darüber hinaus plant die deutsche Regierung weitere Einsatzkräfte in das Land zu entsenden, um die Sicherheit der verbleibenden Botschaftsmitarbeiter zu gewährleisten.

Auslöser für die gewaltsamen Proteste, die auch Tunesien, Ägypten, Libyen und anderen Teilen der islamischen Welt erschüttert haben, ist ein islamfeindlicher Film, der in den USA produziert worden ist. Im Anschluss an das Freitagsgebet hatten in Khartum etwa 5.000 Menschen gegen das „Schmäh-Video“ protestiert und die deutsche Botschaft erstürmt. Sie verwüsteten das gesamte Gelände und steckten das Gebäude in Brand.

Die Mitarbeiter der Botschaft konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Die Demonstranten fordern die Ausweisung des deutschen und amerikanischen Botschafters aus dem Sudan. Warum die deutsche Botschaft zum Ziel der Ausschreitungen erkoren wurde ist unklar: Der Film, dessen Inhalt Außenminister Guido Westerwelle als „schändlich und unerträglich“ bezeichnete, wurde in den USA produziert – ein direkter Zusammenhang zu Deutschland ist nicht zu erkennen.

Das Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung für den Sudan verschärft und deutsche Staatsbürger zu besonderer Vorsicht bei Reisen in dem Land aufgerufen. Insbesondere das Areal um die Botschaftsgelände solle gemieden werden. Auch das US-Außenministerium reagierte auf die gewaltsamen Ausschreitungen und rät von Reisen in den Sudan sowie Tunesien ab.

Darüber hinaus ziehen die USA auch Konsequenzen aus der Ermordung von vier Botschaftsmitarbeitern, darunter auch der libysche US-Botschafter. In zahlreichen arabischen Ländern, darunter auch der Sudan, werden die Auslandsvertretungen nur noch von einer Notbesetzung betrieben. Das US-Verteidigungsministerium hat auch damit begonnen, die Militärpräsenz in der Region zu verstärken.

Führende islamische Geistige haben derweil Zurückhaltung angemahnt und sowohl den Film, als auch die gewaltsamen Proteste scharf verurteilt. Der Vorsitzende des Obersten Rates der Religionsgelehrten in Saudi-Arabien, Scheich Abdulasis bin Abdullah al Sheikh, mahnte, dass jeder, der seinem Zorn nachgebe, sich zu einem Erfüllungsgehilfen der Urheber der Schmäh-Videos mache.