Hohe Strafen im Piraten-Prozess gefordert

somalia.gif Im Hamburger Piraten-Prozess forderte die Staatsanwältin hohe Haftstrafen für die zehn Angeklagten aus Somalia. Die Schuld der Männer sei erwiesen, hieß es in dem über dreistündigen Plädoyer. Im April 2010 konnte die Entführung eines deutschen Frachters durch die Angeklagten aus Somalia nur knapp verhindert werden. Die Verteidiger der Männer bezeichneten das geforderte Strafmaß als absurd.

Zehn Männer aus Somalia stehen derzeit in Hamburg vor Gericht. Sie haben im April 2010 im Indischen Ozean einen deutschen Frachter überfallen, konnten jedoch von einer Spezialeinheit der holländischen Marine kurz nach dem Angriff überwältigt werden. Die Somalier wurden im Anschluss an die deutsche Justiz übergeben. Seit nun mehr 14 Monaten stehen sie hier vor Gericht. Die Anklage lautet auf Eingriff in den Schiffsverkehr und verbrecherischen Menschenraub. Die Staatsanwältin sagte in ihrem Plädoyer, die Schuld der Angeklagten sei erwiesen und forderte Haftstrafen zwischen vier und elfeinhalb Jahren. Die Verteidiger der zehn Somalier zeigten sich empört über diese Forderungen. Die Höhe des geforderten Strafmaßes sei absurd, so einer der Anwälte.

Tatsächlich konnte im Laufe des Prozesses nicht geklärt werden, wer in der Gruppe der Männer welche Aufgabe übernommen hat, geschweige denn, wer Anstifter und wer Mitläufer war. Laut der Staatsanwältin ist jedoch von Bedeutung, dass alle Männer zweifelsohne an der Tat beteiligt waren und damit Mittäter sind. Nur zwei der Männer sagten vor Gericht aus, sie hätten aus freien Stücken an dem Überfall teilgenommen. Die anderen acht gaben an, aus unterschiedlichen Gründen zu der Tat gezwungen worden zu sein. Dabei ist die Rede von Schulden und brutalen Gläubigern, die mit Gewalt ihr Geld zurückforderten. Einer der Männer sagte dem Gericht, sein Sohn sei von Gläubigern entführt worden, um so das geliehene Geld zurückzubekommen.

Somalia zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Menschen in diesem Land sind leidgeprüft durch Hunger, Armut und Bürgerkriegen. Die Staatsanwältin in Hamburg sagte in ihrem Plädoyer, sie habe die Lebensumstände der Männer aus Somalia in ihren Forderungen für das Strafmaß strafmildernd berücksichtigt. Das allerdings sehen die Verteidiger der Angeklagten anders. Die Plädoyers der Verteidigung werden in der nächsten Woche beginnen. Das Urteil im Hamburger Piraten-Prozess wird für Anfang bis Mitte Februar erwartet.