Äthiopische Truppen in Somalia einmarschiert

somalia.gifAugenzeugenberichten zufolge haben am Samstag zahlreiche Konvois mit Soldaten und Kriegsmaschinerie von Äthiopien kommend die Grenze nach Somalia überquert. In der zentralsomalischen Stadt Guriel sollen sich bereits mehrere hundert Soldaten aufhalten. Eine offizielle Bestätigung des Einmarsches gab es bisher nicht. Die Truppen könnten die bereits im Land befindlichen kenianischen Einheiten im Kampf gegen die radikal-islamistischen al-Shabaab Milizen unterstützen.

Mehrere äthiopische Truppenkonvois haben am Samstag die Grenze zum benachbarten Somalia überquert, in dem es kaum noch eine staatliche Kontrolle gibt. Dorfälteste und andere Augenzeugen in der zentralsomalischen Stadt Guriel berichten, dass etwa 28 Militärfahrzeuge mit Soldaten aus dem Balanbale-Distrikt kommend in die Stadt eingefahren sind.

Auch Anwohner der kenianischen Stadt Mandera, die im Dreiländereck zwischen Kenia, Äthiopien und Somalia gelegen ist, erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass ein Konvoi von mindestens zehn Fahrzeugen durch die Stadt in Richtung Somalia gefahren ist. Darüber hinaus gab es in der Region um Beledweyne erste Sichtungen von äthiopischen Soldaten.

Ein Sprecher der äthiopischen Regierung in Addis Abeba hat die Berichte weder bestätigt noch dementiert. In den vergangenen Monaten haben wiederholt äthiopische Truppe die Grenze nach Somalia überschritten, aber das jetzige Ausmaß und Koordination der Aktionen sind ungewöhnlich.

Zuletzt waren äthiopische Soldaten 2006 in größerem Umfang mit der Unterstützung der USA nach Somalia einmarschiert. Die damalige Militäraktion wurde von der Bevölkerung weitgehend abgelehnt und führte dazu, dass extremistische Gruppen in dem Land einen Zustrom erlebten und im Angesicht des gemeinsamen Feindes von außen interne Streitigkeiten beilegten. Daraufhin zog sich das Militär 2009 aus dem Land zurück.

Grund für den jetzigen Einmarsch könnten die radikal-islamistischen al-Shabaab Milizen sein, die besonders im Süden Somalias weite Teile kontrollieren, während der Aktionsradius der Regierung im wesentlichen auf die Hauptstadt Mogadischu beschränkt ist. Ein Sturz der Zentralregierung in dem ostafrikanischen Land durch die Milizen wurde vermutlich nur durch die Präsenz der AMISOM-Schutztruppe der Afrikanischen Union verhindert, die sich vornehmlich aus ugandischen und burundischen Soldaten zusammensetzt.

Vor fünf Wochen hat das kenianische Militär in Zusammenarbeit mit der somalischen Regierung eine großangelegte Aktion in dem Land gestartet, mit dem Ziel, die al-Shabaab Kämpfer von der Grenze und aus der für die Rebellen wichtigen Hafenstadt Kismayo zu vertreiben. Hintergrund sind wiederholte Entführungen und Anschläge in Kenia, die von al-Shabaab ausgeführt wurden. In Somalia wollen die Milizen eine sehr strikte Form der Scharia einführen.

Die radikalen Kämpfer reagierten mit Kriegsrhetorik auf den Vorstoß äthiopischer Truppen und kündigten an „ihnen die Hälse umzudrehen“. In der Realität haben sich die al-Shabaab Milizen seit dem Einmarsch der kenianischen Truppen größeren Gefechten entzogen und bauen auf eine Guerilla-Taktik mit kleinen Überfällen und Häusergefechten. Wie die Bevölkerung, die noch immer unter der Hungersnot in der Region leidet, auf den Einmarsch der Truppen reagiert ist unklar – möglicherweise könnte die externe Intervention auf lange Sicht militanten Truppen wieder Vorschub leisten.