Lehrer zu stellvertretendem Premierminister Somalias ernannt

somalia.gifMohamed Ibrahim wird nach den Sommerferien nicht als Aushilfslehrer an seine bisherige Schule in London zurückkehren. Stattdessen ist er zum stellvertretenden Premierminister und neuem Außenminister Somalias ernannt worden. Die Berufung in den Staatsdienst kam für Ibrahim genauso überraschend wie für dessen Schulleiter. Dieser drückte bei der Kündigungsfrist ein Auge zu und wünschte seinem Kollegen alles Gute bei seiner neuen, verantwortungsvollen Aufgabe.

Richard Kolka, Schulleiter des katholischen Newman Colleges im Norden Londons staunte nicht schlecht, als er den Grund dafür erfuhr, warum einer seiner Aushilfslehrer nach dem Ende der Sommerferien nicht an die Schule zurückkehrt. Besagter Lehrer stammt aus Somalia, heißt Mohamed Ibrahim und ist seit kurzem der neue stellvertretende Premierminister seines Heimatlandes.

Für den 64-jährigen Ibrahim kam die Bitte seinem Land zu dienen ebenfalls sehr überraschend, besonders, da er nicht nur zum stellvertretenden Premierminister, sondern auch zum neuen Außenminister Somalias ernannt wurde. Ende Juli, als das Sommerhalbjahr abgeschlossen wurde, wusste er noch nichts von seinem Glück. Als Ibrahim von der ihm zugedachten Stellung erfuhr, schrieb er umgehend eine E-Mail an seinen Chef und bat darum, seine Stelle kurzfristig verlassen zu dürfen.

Normalerweise bedarf es der Einhaltung einer einmonatigen Kündigungsfrist, aber im Fall von Mohamed Ibrahim und aufgrund der besonderen Umstände hat Schulleiter Kolka eine Ausnahme gemacht. Kolka gratulierte seinem ehemaligen Mitarbeiter zu der neuen, ehrenvollen Aufgabe und wünschte ihm viel Erfolg bei der Wahrnehmung der verantwortungsvollen Tätigkeit für sein Heimatland, das in der Vergangenheit bereits viel Not und Leid erlitten habe.

Mohamed Ibrahim hat sich schon seinen neuen Aufgaben gestellt und an der Konferenz der Welternährungsorganisation (FAO) in Rom teilgenommen. Darüber hinaus war er in Istanbul auf der Islamkonferenz und bereitet sich gerade darauf vor, bei einem Treffen der Afrikanischen Union in Äthiopien um mehr humanitäre Hilfe für Somalia zu bitten. Das Land am Horn von Afrika leidet noch immer unter einer extremen Dürre, die bereits tausende Menschen das Leben gekostet oder sie aus ihrer Heimat vertrieben hat.

Somalia leidet außerdem unter einem seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg, der fast alle Strukturen in dem Land zerstört hat. Seit 1991 gibt es keine funktionierende nationale Regierung mehr. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Staatsmacht, der Ibrahim jetzt angehört, kontrolliert außer der Hauptstadt Mogadischu kaum andere Landesteile. Weite Gebiete Somalias werden stattdessen von den radikal-islamischen al-Shabaab Milizen regiert, die auch wiederholt Selbstmordattentate auf Regierungsbeamte ausgeführt haben.