Sierra Leone: Ehemalige Rebellen als Peacekeeper

sierraleone.gifIn Sierra Leone werden ehemalige Rebellen und andere Kombattanten zu UN-Blauhelmsoldaten ausgebildet, die in anderen afrikanischen Krisenregionen, wie zum Beispiel dem Sudan, zum Einsatz kommen. In Sierra Leone selbst herrschte bis 2002 ein blutiger Bürgerkrieg, nach dessen Ende 17.500 UN-Truppen im Land stationiert waren. Mittlerweile sind nur noch 70 UN-Blauhelme vor Ort tätig.

In Sierra Leone herrschte bis 2002 einer der blutigsten Bürgerkriege auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Seitdem hat sich in dem Land viel getan, auch wenn das kleine westafrikanische Land noch immer zu den ärmsten Ländern Afrikas zählt. Nahe der Hauptstadt Freetown sieht man nun aber wieder Soldaten mit ihren Gewehren über den rötlichen Savannenboden kriechen. Sie trainieren mit der Hilfe von amerikanischen Ausbildern jedoch nicht für erneute Kämpfe im eigenen Land, sondern für Friedenseinsätze der Vereinten Nationen in anderen afrikanischen Krisenregionen.

Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen werden häufig als „Peacekeeper“ oder wegen ihrer farbigen Helme im Deutschen auch als „Blauhelme“ tituliert. Gerechnet auf die Einwohnerzahl war in Sierra Leone vor einigen Jahren noch die größte Peacekeeping-Truppe der UN stationiert. Von den ehemals 17.500 Soldaten sind nun nur noch 70 im Land. Die junge Nation ist mittlerweile stabil genug, dass sie selbst Blauhelme ausbildet und in andere Länder entsendet.

130 Soldaten aus Sierra Leone unterstützen bereits den Friedenseinsatz der Vereinten Nationen im Sudan. Durch die Ausbildung von weiteren 510 Peacekeepern erreicht das Programm jetzt eine neue Größenordnung. Auch diese Soldaten könnten im Sudan zum Einsatz kommen. Der Ökonom und Autor Paul Collier beschreibt das Programm als eine Win-Win Situation für die Beteiligten. Die ehemaligen Rebellen können mit ihrer Kampferfahrung einen wichtigen Beitrag für die UN-Blauhelmtruppen leisten, werden von den Vereinten Nationen ordentlich bezahlt und zugleich wird in Sierra Leone das Risiko gesenkt, dass arbeitslose Ex-Soldaten die junge Demokratie destabilisieren oder gar einen Umsturz anzetteln.

Der Bürgerkrieg in Sierra Leone begann 1991, als Kämpfer der Revolutionary United Front aus dem benachbarten Liberia in das Land einfielen. Finanziert durch die reichen Diamantenvorkommen des Landes hielten die Kämpfe über zehn Jahre an, wobei viele Kindersoldaten zum Einsatz kamen. Seit dem Ende des Bürgerkrieges 2002 ist die Stärke der Streitkräfte von geschätzten 17.000 auf 8.500 Soldaten reduziert worden. Die Infrastruktur Sierra Leones ist jedoch immer noch sehr unterentwickelt und das BIP pro Kopf liegt bei mageren 340 US-Dollar pro Jahr.

Ein Soldat in Sierra Leone verdient im Schnitt um die 59 US-Dollar im Monat und meistens gibt es keine Unterkunft. Als Soldat für die Vereinten Nationen verdienen die Kämpfer hingegen 1.032 US-Dollar im Monat. Darüber hinaus bekommt die Regierung für jeden entsendeten Soldat eine Entschädigung gezahlt. Für die bereits in den Sudan entsendeten 130 Soldaten erhält Sierra Leone jährlich eine Entschädigung von etwa drei Millionen US-Dollar. Das entlastet den Staatshaushalt und bringt Devisen in das Land. Das eigene Budget für militärische Ausgaben des Landes liegt bei zehn Millionen US-Dollar.